Apple M1: Was der neue Prozessor kann – und was nicht

      Apple M1: Was der neue Prozessor kann – und was nicht

      Höher, schneller, weiter – das könnte der Subtext der gestrigen Apple-Veranstaltung sein. Doch zwischen den ganzen Superlativen stecken auch handfeste Infos zu neuen und gestrichenen Features. Wir haben sie euch zusammengefasst.

      Der schnellste Prozessorkern der Welt*?

      Im neuen Apple-Prozessor arbeiten vier Hochleistungs-Kerne mit vier Effizienz-Kernen zusammen. Erstere sollen gar die schnellsten Prozessorkerne der Welt sein. Das Kleingedruckte sollte man allerdings noch beachten, denn mit was Apple die Prozessorkerne dabei genau verglichen und gemessen hat, geht aus der Pressemitteilung nicht hervor. Stattdessen spricht man lediglich von geläufigen Standard-Benchmarks. Außerdem gilt die Aussage nur für effiziente Stromspar-Prozessoren.

      Apple M1

      Im Endeffekt handelt es sich um einen ARM-Chip nach dem bewährten big.LITTLE-Prinzip. Also dieselbe Architektur, die bereits seit fast anderthalb Jahrzehnten im iPhone steckt. Leistungstechnisch ist sie den Anforderungen eines Smartphones mittlerweile entwachsen. So kann die neue Architektur des Apple M1, dank ihres integrierten SoC-Designs und dem vereinfachten CISC-Befehlssatz, deutlich längere Akkulaufzeiten bieten. Hier ebenfalls zuträglich ist die sehr moderne 5nm-Fertigung, die so in noch keinem Laptop- oder Desktop-Prozessor steckt.

      Apple MacBook Pro Apple M1

      Foto: Apple

      Durch gute Optimierung dürften auch kreative Programme schnell und unkompliziert auf den neuen Apple MacBooks Air und Pro laufen. Hier kann der Unternehmensriese aus dem kalifornischen Cupertino dank der Verbindung von Hardware- und Software-Entwicklern aus dem Vollen schöpfen. Da die neuen M1-Prozessoren aber bis dato nur für eher stromsparende Geräte angekündigt wurden, scheint die Leistungskrone noch eine Weile bei den klassischen x86-Prozessoren von Intel oder AMD zu verbleiben.

      Neben Leistung und Verbrauch kommt es natürlich auch auf die Features an. So soll der neue Apple-Chip Bildsignale noch besser und schneller verarbeiten können. Davon sollen unter anderem die Videoqualität und der Dynamikumfang profitieren. Auch das Encoding von Mediendateien soll dank der integrierten Technik deutlich schneller vonstattengehen. Nebenbei sollen zudem noch die Sicherheit und die Speichergeschwindigkeit durch das neue Chip-Design zulegen.

      Für Kreative, die z.B. im Apple- oder Adobe-Kosmos unterwegs sind, klingt das erstmal verdammt gut. Doch wie steht es für PCler, die gerne auch mal eine Runde zocken?

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      Die schnellste integrierte Grafikeinheit der Welt?

      Hier gab es für Apple am meisten aufzuholen, denn die integrierten Grafikeinheiten der vorherigen Intel-CPUs waren etwas aus der Zeit gefallen. Apple bietet gleich zwei Versionen ihrer integrierten Grafik an: Eine mit sieben und eine mit acht Kernen. Sie sollen auf bis zu 2,6 TeraFLOPs an Leistung kommen.

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      Zumindest scheint nominell ein Patt mit den derzeit schnellsten iGPUs von AMD und Intel möglich. Wie viele Spiele dann letzten Endes auf die Macs kommen, muss sich aber noch zeigen. Durch die gemeinsame Architektur könnten zumindest viele iOS-Games theoretisch bald auch auf den neuen Macs laufen.

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      Hauptanwendungsszenario für die iGPU von Mac Mini, MacBook Air und Pro sollten aber Video- und 3D-Software sein. Dank der sehr guten Hardware-Optimierung könnten Apples Versprechungen von einer hohen Performance hier durchaus zutreffen.

      Das kann der Apple M1 (noch) nicht besser oder nur gleich gut

      Neben den ganzen Superlativen fiel einigen findigen Apple-Fans aber auch der Verzicht auf bekannte Features oder erwartete Neuerungen auf. So lässt sich an die neuen Macs keine eGPU mehr anschließen – trotz Thunderbolt-Schnittstelle. Gamer und Creators, die mehr Grafikleistung benötigen, bleiben damit außen vor. Dafür ist an allen Macs der Betrieb eines 6K-Displays möglich. Das ging bei manchen Modellen bislang nur über Umwege.

      Die Netzwerk-Geschwindigkeit liegt dazu nur bei 1GBit/s. Die bereits verfügbaren 10GBit-Netzwerke werden somit nicht unterstützt. Das dürfte aber in der Praxis nur selten auffallen. Außerdem ist weiterhin Thunderbolt 3 an Bord. Da Thunderbolt 4 aber die gleiche Bandbreite bietet, dürfte das ebenfalls kein Beinbruch sein.

      Apple M1: Bereits ab 17. November erhältlich

      Bereits jetzt könnt ihr die neuen Macs vorbestellen. Die Auslieferung beginnt ab 17. November. Sie sind lediglich der Anfang des Wechsels zu ARM. Bis 2022 möchte Apple auch seine Hochleistungsprozessoren auf die neue Architektur umstellen.

      Uns steht also eine spannende Zeit für Desktop- und Laptop-Nutzer bevor. Selten gab es so viel Bewegung im Markt: AMD überholt Intel bei der Prozessorleistung im Desktop, Intel bringt bald dedizierte Grafikchips, Nvidia kauft ARM und Apple setzt bald ausschließlich auf ARM-Prozessoren. Bei so viel Wettbewerb dürfen wir uns als Kunden wohl bald auf viele Innovationen freuen. Die neuen Apple M1-CPUs sind hier womöglich nur der erste Schritt – und ein verdammt vielversprechender. Wir sind sehr auf die ersten Tests gespannt und halten euch natürlich auf dem Laufenden.

      Die Details des Apple November-Events könnt ihr hier in aller Ruhe noch einmal nachlesen.

      Vorher möchten wir gerne von euch wissen, was ihr von den neuen Apple-Prozessoren haltet. Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

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      via: Apple.com, Caschys Blog

      Veröffentlicht von Clemens

      Großer Film- und Serien-Fan, der von Antonioni bis Tarkowski (fast) alles gesehen hat, was Kino und Fernsehen hergeben. Durch Super Nintendo und PS1 fand er Mitte der 90er seine Leidenschaft für PC- und Konsolenspiele. Zockt mittlerweile vornehmlich am selbstgebauten Gaming-PC und gelegentlich auch auf der PlayStation.

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