Bowers & Wilkins PX7 im Test: Sehr gut, aber nicht makellos

      Bowers & Wilkins PX7 im Test: Sehr gut, aber nicht makellos

      Mit dem PX7 für 400 Euro UVP hat Bowers & Wilkins den Nachfolger des Over-Ear-Kopfhörers PX auf den Markt gebracht. Den hohen Preis rechtfertigt die britische Traditionsschmiede für Sound mit hochwertigen Materialien, verbessertem ANC, Komfort-Features und aptX Adaptive, dabei hat der ANC-Kopfhörer jedoch auch kleine Schwachstellen.

      Das gefällt uns

      • puristisches Design
      • sehr gute Verarbeitung
      • hoher Tragekomfort
      • unkomplizierte Einrichtung
      • BT-Verbindung mit 2 Geräten gleichzeitig
      • TalkThrough und On-Ear-Erkennung
      • intuitive Bedienung
      • sehr gutes Klangbild
      • sehr gutes ANC
      • praktische App
      • überdurchschnittliche Akkulaufzeit
      • kurze Ladezeit

      Das gefällt uns nicht

      • mäßige Sprachqualität
      • keine Touch-Bedienung
      • keine Einschaltautomatik
      • App ohne Equalizer
      • relativ teuer

      Wenn es um ANC-Kopfhörer geht, dann gibt es genauso viele Meinungen wie Produkte. Jeder namhafte Hersteller ist mittlerweile auf dem Markt präsent und Käufer*innen schwören aus unterschiedlichen Gründen auf ihre Kopfhörer, sei es der grandiose Sound, das schlichte Design, die einfache Bedienung, die zuverlässige App oder einfach alles zusammen. Dabei ist es gerade letzteres nicht verwunderlich, denn besonders im hochpreisigen Segment von 250 bis 400 Euro werden nur wenig Fehler gemacht. Hier müssen Haptik, Stabilität und Klangbild, aber auch Featureset sowie Tragekomfort stimmen.

      Was möglich ist, habe ich unter anderem in meinem Vergleich diverser ANC-Headsets herausgefunden. Da die Rahmengegebenheiten häufig identisch und sich die Kopfhörer sehr ähnlich sind, werden die Feinheiten erst beim genaueren Hinsehen deutlich. Der Vorgänger des PX7 hatte noch mit Schwächen bei der räumlichen Darstellung und hohem Grundrauschen im ANC-Betrieb zu kämpfen. In diesem Test hören wir uns also an, ob der PX7 es besser macht.

      Technische Daten: Bowers & Wilkins PX7
      Bauform Over-Ear (Geschlossen)
      Wandlerprinzip Dynamisch
      Frequenz 10 – 30,000 Hz
      Treiber 43,6mm
      Übertragungstechnik Bluetooth 5.0 (Kopfhörer)
      Audiocodec aptX, aptX HD, aptX Adaptive
      Besonderheiten Trageerkennung
      Transparenzmodus
      5 Mikrofone
      Anschlüsse 3,5mm Klinke
      USB-C
      Akkulaufzeit bis zu 30 Stunden
      Schnellladung: 15 Minuten für 5h Spielzeit
      Gewicht 307g
      Audio bei uns im Shop

      Hardcase, wenig Verpackungsmüll und sofort startklar

      In welcher Preisklasse man sich bewegt, wird oft schon bei der Aufmachung der Verpackung deutlich. Beutel, Softcase oder sogar ein Hardcase? Für den sicheren Transport ist ein Hardcase die beste Wahl – und das gibt es bei den PX7 in grau-meliertem und somit widerstandsfähigem Stoff auch. In einer kleinen Tasche im Inneren befinden sich noch das Klinken- und Ladekabel. Letzteres wirkt mit den Hochglanz-Anschlüssen an beiden Ende zwar nicht sehr hochwertig, dafür ist es mit 122 cm aber immerhin angenehm lang.

      Bowers & Wilkins hat sich beim Entwurf der Verpackung zudem Gedanken gemacht, denn zum einen kommt die Verpackung ohne Kunststoff aus und zum anderen werden die wichtigsten Befehle auf der inneren Unterseite bebildert und schnell erfassbar dargestellt. Wer also nicht in regelmäßigen Abständen Kopfhörer testet, kommt auch so schnell zurecht und kann den PX7 direkt benutzen. Eine Bedienungsanleitung oder unnötigen Papierkram gibt es aus diesem Grund vermutlich auch nicht.

      Puristisch, stabil und abschirmend

      Bevor wir zur direkten Nutzung kommen, interessiert mich zunächst das Design und die Verarbeitung. Der PX7 sind ziemlich puristisch gehalten. Die Ohrmuscheln ziert eine dunkle Metallfläche mit dem Hersteller-Schriftzug an jeder Seite. Dazu kommt eine dunkelblaue Stoffoberfläche, es gibt den PX7 aber auch in Silber. Die austauschbaren Auflagen an den beiden Ohrmuscheln und dem Kopfbügel sind aus relativ festem Protein-Leder, das mit sogenanntem Memory-Schaum unterfüttert ist. Es handelt sich also nicht um Leder im eigentlichen Sinne. Der Vorteil dieses Materials, das bei vielen ANC-Kopfhörern zum Einsatz kommt? Es schirmt gut ab und ist zudem problemlos abwischbar. Durch die gute Isolierung neigen die Ohren im Sommer aber auch zum Schwitzen.

      Ebenfalls auffällig: Die Ohrmuscheln werden nur an einer Seite mit dem Kopfbügel verbunden. Die Halterung wirkt, als würde sie aus massivem Kunststoff bestehen, tatsächlich handelt es sich aber um ein Fiberglasmaterial. Sie ist stabil und dank zwei Gelenken zudem gut justierbar. Das Kabel hat B&W gekonnt unauffällig in die Aufhängung integriert. Der Kopfbügel ist ausziehbar und der Mechanismus schön schwergängig, damit er nicht aus Versehen verstellt wird. Es gibt allerdings weder eine Beschriftung noch eine Rasterung, mit Hilfe derer man eine bestimmte Lieblingsposition immer wieder nach dem Transport einstellen könnte.

      Fester Anpressdruck trifft ordentliche Polsterung

      Genug Theorie, auf die Praxis kommt es an. Der PX7 ist schnell aufgesetzt und der ausziehbare Kopfbügel passt sich mit etwas Zugkraft schnell an die eigene Kopfform an. Obwohl ich eine längliche Kopfform habe, sitzt der Kopfhörer ziemlich straff. Bei sehr rundlichen und großen Köpfen könnte ich mir vorstellen, dass der Kopfhörer eng ausfällt. Im Gegenzug müsst ihr euch keine Sorgen machen, dass sie euch vom Kopf fallen. Die Größe und Bauart der Ohrmuscheln sollte für die meisten Ohrformen passend gewählt sein. Die Schaum-Polsterung am Bügel ist in Ordnung, könnt bei einem Kopfhörer dieser Preisklasse jedoch noch etwas weicher ausfallen. Diese Thematik ist allerdings eher für Besitzer schwindender Kopfbehaarung ein Kaufkriterium, da die eigene Haarpracht in meinen Fall für genügend Polsterung sorgt.

      Klassische Bedienung ohne Touch

      B&W setzt beim PX7 auf den klassischen Power-Schieberegler an der rechten Ohrmuschel, mit dem ihr den ANC-Kopfhörer ein- und ausschalten könnt. Während man um das Einschalten für die Nutzung nicht herumkommt, vergesse ich jedoch häufig, den Kopfhörer nach dem Abnehmen wieder auszuschalten. Das Problem dabei? Je nach eingestelltem Standby-Timer bleibt der PX7 noch einige Minuten aktiv und verbraucht Akkulaufzeit.

      Wie es meiner Meinung nach besser geht, zeigt Sennheiser bspw. mit dem PXC 550-II, da dieser Kopfhörer über eine Einschaltautomatik verfügt. Das bedeutet: Der PXC 550-II schaltet sich beim Aufklappen automatisch ein und beim Zuklappen automatisch aus. Man spart also nicht nur einen Handgriff, sondern schont gleichzeitig auch den Akku.

      Der PX7 bietet unter dem Power-Schieber noch drei Tasten, mit denen ihr sowohl lauter und leiser als auch Titel halten sowie vor- oder zurückspringen und Anrufe verwalten könnt. Auf der linken Ohrmuscheln sitzt zudem noch eine Taste, mit der ihr die vier ANC-Modi durchschalten könnt.

      Überraschenderweise bietet Bowers & Wilkins bei ANC-Kopfhörern dieser Preisklasse keine seitlichen Touch-Flächen. Dank der logischen Platzierung, fühlbarer Unterschiede der einzelnen Tasten und hilfreichen Sprachansagen klappt die Steuerung im Alltag trotzdem einwandfrei. Was praktischer ist, bleibt letztendlich Glaubensfrage des Nutzers. Es kann also losgehen. Für die Kopplung mit dem Smartphone muss man lediglich die Power-Taste für fünf Sekunden nach oben drücken, dann startet der ANC-Kopfhörer den Kopplungsmodus. Bluetooth am Smartphone einschalten, Kopfhörer auswählen, verbinden, fertig.

      Vorbildliche App lässt Equalizer vermissen

      B&W bietet für Android und iOS die relativ beliebig klingende App „Headphones“ an. Die App ist übersichtlich gestaltet und bietet euch die Möglichkeit, das ANC zu steuern oder transparentes Hören einzuschalten und Umgebungsgeräusche somit wahrzunehmen. Über die App könnt ihr den PX7 auch mit einem zweiten Gerät koppeln (Bluetooth Multipoint). Das nahtlose Wechseln zwischen zwei Smartphones als Bluetooth-Quellen hat im Test gut geklappt. Zusätzlich bietet euch die App noch diverse Natur-Klanglandschaften an, darunter Wellenrauschen oder Lagerfeuer. Das ist ein nettes Extra und ermöglicht es euch schnell und unkompliziert, im Alltag mal ein paar Minuten zu entspannen.

      Unter dem letzten Navigationspunkt der App finden sich die generellen Einstellungen, darunter Trageerkennung, Standby-Timer und Sprachansagen. Die Empfindlichkeit der Trageerkennung ist ab Werk auf Normal eingestellt und erfüllt ihren Job souverän. Sobald man nur eine Ohrmuscheln abnimmt, stoppt die Wiedergabe. Da das jedoch auf allen drei Stufen der Fall ist, hätte die Abstufung etwas größer ausfallen können. Sie lässt sich aber auch komplett abschalten. Den Standby-Timer könnt ihr deaktivieren oder auf bis zu eine Stunde erhöhen. Des Weiteren könnt ihr Sprachansagen deaktivieren und Updates direkt über die App vornehmen. Insgesamt gibt es bei der App nichts zu meckern, nur einen Equalizer hätte ich mir noch gewünscht.

      Tolle Klang-Abstimmung und sehr gute räumliche Wiedergabe

      Und der Klang? Ich habe mir wie immer meine Akustik Burmester Selection Vol.1 herausgesucht und mich durch die verschiedenen Titel gehört. Ohne allzu tief in die Materie einsteigen zu wollen, kann ich nur sagen, dass der PX7 seine Sache sehr gut macht. Einzelne Instrumente lassen sich problemlos lokalisieren, zudem leiden S-Laute nicht unter einem Zischen. Ein Grundrauschen ist ebenfalls nicht wahrnehmbar. Insgesamt ist B&W die Abstimmung sehr gut gelungen. Höhen werden klar wiedergegen, ohne zu aufdringlich zu sein. Ebenso verhält es sich bei den Tiefen die präzise zur Geltung kommen.

      aptX Adaptive bringt am Smartphone nichts bis viel

      Der PX7 unterstützt aptX Adaptive und eignet sich damit theoretisch auch, um Smartphone-Games ohne Sound-Verzögerung spielen zu können. Wie wir bei unserem Bluetooth-Codec-Vergleich herausgefunden haben, unterstützen die meisten Smartphones jedoch aptX LL nicht von Haus aus und man benötigt erst den passenden Dongle. Im Test kommt es demzufolge trotz aptX Adaptive zu Sound-Verzögerungen beim Zocken. aptX Adaptive bringt aber trotzdem einen Vorteil, denn es in der Lage ist, Musikdateien mit 420kbit/s zu übertragen und sorgt so für eine bessere Klangqualität.

      Sprachqualität mit Verbeserungspotential

      Im Business-Bereich nutzen viele Käufer ihre ANC-Kopfhörer auch zum Telefonieren. Sie ist neben dem Klang daher nicht ganz unwichtig. Beim PX7 besteht in dieser Hinsicht leider Verbesserungsbedarf. Bei einem Testanruf wurde ich vom Gegenüber blechern und dumpf wahrgenommen. Die Testaufnahme unterstreicht das. Im direkten Vergleich der Sprachqualität schneidet bspw. der Sennheiser PXC 550-II (Test) deutlich besser ab.

      Sehr gutes Noise-Cancelling und hohe Ausdauer

      Das Noise-Cancelling bewegt sich auf einem sehr hohen Level. Umgebungsgeräusche werden auf der maximalen Stufe souverän ausgeblendet und ein unangenehmes Grundrauschen ist nicht hörbar. Wer möchte, kann zudem die ANC-Taste gedrückt halten und gelangt so schnell zum einwandfrei funktionierenden Transparenzmodus, um bspw. Bahnhofsansagen hören zu können. Die unterschiedlichen Stufen könnten je nach Nutzung sinnvoll sein, allerdings würde ich im Straßenverkehr ANC generell nicht aktivieren, wenn ich aktiv am Verkehr teilnehme und nicht nur in der Bahn sitze.

      Bowers & Wilkins spricht offiziell von 30 Stunden Akkulaufzeit und das dürfte auch ungefähr hinkommen. Nach 6 Stunden waren noch ungefähr 80% Akkuleistung übrig, womit man hochgerechnet bei ca. 30 Stunden landen sollte. Ich hatte während der Laufzeit ANC übrigens auf der höchsten Stufe aktiviert und den Pegel ca. bei 50%. Der PX7 wird übrigens via USB-C wieder schnell aufgeladen und lässt sich beim Laden auch weiter benutzen. Nach 30 Minuten ist der Akku ca. halbvoll.

      Fazit: Bowers & Wilkins PX7

      Mit den PX7 zeigt die britische Traditionsmarke Bowers & Wilkins, wofür sie steht: Klare Designsprache, einwandfreie Verarbeitung und hervorragender Klang. Da ANC überzeugt zudem mit einer souveränen Filterung von Nebengeräuschen, ohne dabei mit einem Grundrauschen unangenehm aufzufallen. Obwohl eine Touch-Bedienung sicherlich moderner und passender angesichts der hohen UVP erscheint, ist die Steuerung des PX7 intuitiv und somit schnell zugänglich. Das gelingt auch dank der praktischen Schnellstart-Übersicht in der Verpackung.

      Dazu gibt es nette Komfort-Features in Form der Trageerkennung und des Transparenzmodus, der sich via Taste schnell und zuverlässig einschalten lässt. Mit zwei Geräten gekoppelt könnt ihr zudem unkompliziert zwischen den Bluetooth-Quellen wechseln. Auch bei der Akkulaufzeit und App gibt es nichts zu meckern, manch Nutzer*in könnte sich jedoch einen Equalizer in der App wünschen. Der Tragekomfort fällt dank ordentlicher Polsterung ebenfalls gut aus, der Anpressdruck könnte bei rundlicher Kopfform jedoch ein bisschen zu stark ausfallen.

      Abseits dieser Kleinigkeiten ist mir eigentlich nur eine Schwachstelle aufgefallen, die Verbesserungspotential bietet: die Sprachqualität. Im Test wurde ich eher blechern und dumpf wahrgenommen. Das können andere ANC-Kopfhörer wie der Sennheiser PXC 550-II (Test) oder auch einige Kandidaten aus unserem Vergleichstest besser. Sound- und ANC-technisch spielt der PX7 aber in der obersten Liga mit, in der auch der Momentum 3 Wireless (Test) und der Sony WH-1000XM4 (Videotest) boxen. Wenn Telefonieren nicht zu eurer Hauptbeschäftigung gehört, macht ihr mit dem Bowers & Wilkins PX7 zum aktuellen Straßenpreis von ca. 300 Euro* auf jeden Fall nichts verkehrt.

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      *Stand: Juni 2021

      Veröffentlicht von Alexander

      Die Leidenschaft fürs Zocken wurde bereits in den frühen 90ern mit Bubble Bobble am Sega Master System II geweckt. Spielt mittlerweile hauptsächlich am PC und hätte gerne viel mehr Zeit, um sich seinem ständig wachsenden Pile of Shame zu widmen.

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