Chipmangel: 22jähriger baut sich einfach eigene Prozessoren

      Chipmangel: 22jähriger baut sich einfach eigene Prozessoren

      Während der Chipmangel um sich greift und manche technische Geräte deswegen kaum zu bekommen sind, baut sich der 22jährige Student Sam Zeloof einfach in einer Garage seine eigenen Prozessoren. Dabei ist er sogar so erfolgreich, dass er Moores Law aushebelt.

      Im August hat Chiphersteller Intel bekannt gegeben, eine „Mega-Fabrik“ in den USA zu bauen. Das Projekt soll rund 100 Milliarden US-Dollar kosten und knapp 10.000 Arbeiter beschäftigen. Damit soll die Zukunft an modernen Intel-Prozessoren gesichert werden.

      Im gleichen Monat hat Sam Zeloof seinen eigenen Halbleiter-Durchbruch gefeiert. Ganz allein in der Familien-Garage in New Jersey. Das Haus befindet sich dabei nur knapp 50 Kilometer entfernt vom Entstehungsort des ersten Prozessors in den Bell Laboratories in 1947.


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      Zeloof hält die Entwicklung seiner Prozessoren auf seinem YouTube-Kanal und Blog fest. Richtig bekannt wurde die Geschichte aber erst kürzlich durch einen Artikel auf wired.com.

      Mittels einer bunten Sammlung aus alten Industriegeräten und selbstgemachten Werkzeugen hat er im August seinen zweiten Prozessor mit knapp 1.200 Transistoren hergestellt. Dafür hat er Silizium-Wafer – wie die große Industrie – verarbeitet und mittels UV-Licht ein mikroskopisches Design darauf eingebrannt. Danach tauchte er das Ergebnis in Säure und säuberte den nun neugeborenen Chip.

      „Vielleicht ist es Selbstüberschätzung, aber ich glaube, wenn ein anderer Mensch etwas herausgefunden hat, kann ich das auch. Selbst wenn es etwas länger dauern sollte.“

      Um sich das nötige Equipment zu holen, hat Zeloof eBay und andere Auktions-Webseiten durchforstet und einiges an Geräten zur Chipherstellung aus den 1970er und 1980er Jahren gefunden. Die meisten dieser Werkzeuge stammen von bankrotten und gescheiterten Tech-Firmen. Eines seiner besten Funde war ein beschädigtes Elektronen-Mikroskop, das in den 90gern noch knapp 250.000 US-Dollar gekostet hat. Er konnte es für 1.000 Dollar kaufen und reparieren.

      2018 hat Zeloof in der High-School bereits seine ersten eigenen Transistoren entwickelt. Aus sechs Transistoren baute er sich seinen ersten Prozessor Zeloof Z1.

      Seine Chips liegen natürlich meilenweit hinter Intels Prozessoren zurück. Dennoch behauptet Zeloof halb im Scherz, dass er größere Fortschritte in der Halbleiter-Technologie erreicht, als die Industrie in ihren Anfangstagen.

      Sein zweiter Prozessor hat – im Vergleich zu seinem ersten Chip – zweihundert Mal so viele Transistoren und bricht damit Moores Law. Die in der Industrie geläufige Regel besagt, dass sich die Anzahl an Transistoren grob alle zwei Jahre verdoppelt. Moore hat als ehemaliger Intel-Mitarbeiter diese Regel in der Pionierzeit der Computerchips geprägt.


      Zeloofs nächstes Ziel ist ein Prozessor in der Liga eines „Intel 4004“. Dieser Chip vons 1971 stellt den ersten kommerziellen Mikrochip da und bot ganze 2,300 Transistoren für Taschenrechner und Business-Maschinen. Im Dezember 2021 hat Zeloof die Arbeiten an einem Schaltkreis für einfache Additionen begonnen.

      Natürlich sind diese Garagen-Chips nicht für den ernsthaften Einsatz in Konsolen oder Computern gedacht. Zeloof ist aber davon überzeugt, dass die Gesellschaft davon profitiert, wenn die Chipherstellung für Erfinder auch ohne Multimillionen-Dollar-Budget möglich ist.

      „Diese wirklich hohe Einstiegs-Hürde macht einen super Risikoscheu und das ist schlecht für Innovationen.“

      Als Zeloof damit begonnen hat seine Fortschritte im Internet zu veröffentlichen, schrieben ihn sogar einige aufmerksame Industrie-Veteranen an. Sie behaupteten, dass so ein Projekt (zu Hause und mit den technischen Mitteln) unmöglich ist. Das hat Zeloof aber nur noch mehr angespornt.

      „Der Grund, warum ich damit angefangen habe war – ganz ehrlich – weil ich es für lustig hielt. Ich wollte ein Statement setzen. Wir sollten vorsichtiger sein, wenn etwas als unmöglich bezeichnet wird.“

      Das ganze Projekt von Zeloof ist unheimlich spannend und zeigt, wie und wo die Halbleiter-Branche begonnen hat. Wer mehr darüber erfahren will, der sollte sich den Artikel von wired.com durchlesen oder bei Zeloofs Blog/YouTube-Kanal vorbeischauen.

      Was denkt ihr darüber? Ist das alles Zeitverschwendung oder eine Möglichkeit für Bastler und Erfinder? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!

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      via wired.com, arstechnica, Zeloof-Blog, Zeloof-YouTube,
      Bilder: Sam Zeloof

      Veröffentlicht von Daniel

      Online-Editor, NBB.de. Kommentare über Technik. Rechtschreibfehler und verwirrende Grammatik sind bewusste Witze - ganz offensichtlich.

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