Gaming, Videobearbeitung, Office: Diese CPU benötigst du

Gaming, Videobearbeitung, Office: Diese CPU benötigst du

Intel Core i oder AMD Ryzen? Welche CPU-Generation ist aktuell empfehlenswert? Welcher Prozessor bietet das beste Preis-Leisungsverhältnis? Diese Fragen und mehr beantworten wir in unserem CPU-Guide. Zudem empfehlen wir dir konkrete Modelle für die jeweiligen Preisbereiche.

Stand: November 2021

Prozessoren gehören zu den „wichtigtuerischen“ Komponenten beim PC-Bau. Die Frage, welche CPU es sein soll, nimmt sehr viel Raum ein und stiehlt den stiefmütterlich behandelten Komponenten die Aufmerksamkeit. Trotzdem muss man sich natürlich mit dem Prozessor beschäftigen. Im folgenden Guide zeigen wir, worauf es bei einer CPU ankommt, wie man im Gewirr von Kernen und Taktraten zurechtkommt und die geeignete CPU für den PC oder das Notebook findet.

Wir erklären dir erstmal, wie man grundlegend zu einer Einschätzung bezüglich der Leistung kommt und liefern im zweiten Teil dann verschiedene Szenarien mit unterschiedlicher CPU-Belastung. Was braucht es für Büroanwendungen, Videoschnitt und Gaming?

Performance ist Verlustleistung

Leicht kann man sich in den Generationen und Modellbezeichnungen von den beiden großen Prozessorherstellern Intel und AMD verlieren. Beide bieten mehrere Leistungsklassen und CPU-Generationen gleichzeitig auf dem Markt an. Nicht immer passen alle in den gleichen Mainboard-Sockel wie bei AM4, manchmal ist auch ein aktueller Core i7 so schnell wie ein Core i9 vom letzten Jahr. Muss es überhaupt eine aktuelle CPU sein?

Kurz gesagt: Nein. Prozessoren (und damit oft einhergehend das Mainboard) wechselt man zwar häufiger als Netzteile oder Gehäuse, sie können aber auch locker mehrere Grafikkarten überdauern, ohne den Flaschenhals zu bilden. Dadurch steigt die Vielfalt an Optionen für Notebooks und PCs gleichermaßen. Daher hilft eine einfache Faustregel: Eine CPU ist meist so leistungsfähig, wie es die Verlustleistung angibt.

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Die Heatpipes leiten die Wärme von CPU und GPU zu den Kühlkörpern

In schlanken Notebooks sitzen Vier- bis maximal Sechskern-CPUs mit einer TDP von 12-28 Watt. So viel Wärme darf abgegeben werden. Größere Formfaktoren wie 15- oder 17-Zoller erlauben dem Prozessor schon 35 bis 45 Watt und bis zu acht Kerne, da mehr Platz für komplexere Kühlsysteme vorhanden ist. In einem Desktop-PC können leistungsfähigere Kühler auch 65 Watt, 95 Watt oder sogar bis zu 300 Watt schultern. Ein Prozessor wie der Core-i7-1165G7 (Notebook) ist einem 45-Watt-Prozessor wie dem Core i5-11400H (Notebook) oder gar dem i9-11900K (Desktop) mit 125 Watt TDP unterlegen. In dieser Rechnung skaliert die Leistung allerdings auch nicht 1:1 proportional. Doppelter Verbrauch heißt nicht doppelte Leistung. Diese ist abhängig von:

  • Der Anzahl der CPU-Kerne
  • Dem Takt der CPU
  • Der Leistung pro Takt
  • Hyper-Threading-Unterstützung
  • Dem Fertigungsprozess/der Effizienz und einhergehend
  • Der Abwärme, Leistung pro Watt
  • Der Kühlung

Die im Beispiel genannten CPUs haben 4, 6 und 8 Kerne. Sie takten maximal bis 4,7, 4,5 und 5,3 GHz. Im Cinebench R23 Multicore-Benchmark von Notebookcheck erreicht die Stromspar-Notebook-CPU 5.076 Punkte, die „vollwertige“ Notebook-CPU kommt auf 8.970 Punkte und die Desktop-CPU erreicht 14.966 Punkte. Hier wird erkennbar, dass es gar keinen so großen Unterschied mehr zwischen leistungsfähigen Notebooks und Desktops gibt.

Diese sortier- und filterbare Datenbank ist generell empfehlenswert für eine Leistungsvergleich von CPUs. Pro Generation steigt die Leistung um etwa 10 bis 20 Prozent, sofern die Kernanzahl einer CPU gleichbleibt. Das wird zum Großteil durch eine verbesserte Mikroarchitektur, einen effizienteren Fertigungsprozess und höhere Taktraten erreicht.

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Intel vs. AMD – ein spannender Schlagabtausch

Intel hatte im CPU-Markt lange Zeit die Nase vorn. Das hat allerdings auch dazu geführt, dass sich der Konzern auf seinen Lorbeeren ausgeruht hat. Statt auf neue Fertigungsprozesse zu setzen, hat Intel lediglich das vorhandene 10nm-Verfahren verfeinert und es sich damit relativ einfach gemacht. Erst mit der Einführung von AMDs Ryzen-Prozessoren kam wieder Bewegung in den Markt, wobei AMD mit Ryzen 3000 im Desktop sowohl in Spielen (Single-Core-Performance) als auch Anwendungen (Multi-Core-Performance) an Intel vorbeigezogen ist. Das Geheimrezept von AMD ist ein modularer Aufbau, der günstigere CPUs mit mehr Kernen ermöglicht. Dazu kommt noch eine moderne 7-nm-Fertigung. Mit Ryzen 5000 konnte man den Vorsprung weiter ausbauen, da der blaue Riese – schwer und behäbig – etwas gebraucht hat, um die passende Antwort zu finden.

Diese Antwort lautet aktuell Intel Alder Lake-S und ist Intels zwölfte Generation der Core-i-Prozessoren, mit der man AMD wieder auf Augenhöhe begegnet. In Spielen landen Core i7-12700K und i9-12900K vor AMD, in Anwendungen bleibt AMD mit dem Ryzen 9 5950X mit 16 Kernen immer noch ungeschlagen – vor allem hinsichtlich der Energieeffizienz. Dafür kann Intel die CPUs relativ günstig am Markt anbieten. Der Core i7-12700K liegt bei 460 Euro*, AMDs ähnlich schneller Ryzen 7 5900X bei 550 Euro*.

Im Notebook ist AMD mit dem Ryzen 5000 aktuell ebenfalls die bessere Wahl, wenn es um die Multi-Core-Performance bzw. die höhere Performance in Anwendungen geht. Gaming-Notebooks profitieren hingegen von der besseren Single-Core-Performance der aktuellen Intel-Prozessoren wie dem Intel Core i7-11800H. Außerdem bietet Intel im Notebook PCIe-4.0-Unterstützung. Mit Alder Lake (12th Gen.) will Intel im Notebook wieder einen signifikanten Leistungssprung hinlegen.

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Wofür brauche ich die Leistung?

Für den Einsatz des Prozessors gibt es eine Vielzahl an Anwendungen. Einige sind sehr anspruchsvoll, während andere im Grunde kaum Leistung benötigen. Zu letzteren zählt beispielsweise:

  • Browsing
  • Textverarbeitung
  • einfache Tabellenkalkulation
  • Bildbearbeitung (Einzelne JPEGs)
  • Emails

Für diese Anwendungen braucht es keine Monster-CPUs, es reichen schon moderne Zwei- oder Vierkerner wie ein Intel Core i3. Geht es um einfaches Office, sind auch ältere PCs gut in der Lage, die Last zu bewältigen.
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Spezialfall Videoschnitt-Workstation

Beim Video-Editing begegnen wir einem weit verbreiteten Missverständnis: Oft werden Grafikkarten als die Arbeitstiere für diesen Anwendungsfall genannt, aber das stimmt nur bedingt. Ja, bestimmte Effekte wie Rauschreduzierung, Weichzeichnung oder Green Screens können in bestimmten Programmen von der GPU übernommen werden. Sowohl in der Timeline, also während man das Video bearbeitet, als auch beim Export, wenn man das fertige Video encodiert ausgibt.

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Für diese Ausgabe erlauben gängigen Programme wie Adobe Premiere oder Davinci Resolve die Wahl des Renderers. „CUDA“ heißen die Kerne, die Nvidia-Grafikkarten dafür bereitstellten. AMD und integrierte Intel-Grafikeinheiten nutzen eine Schnittstelle wie OpenCL. „Software“ überlässt diese Arbeit der CPU, die zwar oft deutlich länger braucht, aber auch wesentlich genauer vorgeht und weniger Artefakte im Bild produziert.

Aus diesen Gründen braucht ihr für Videoschnitt eine starke CPU. Je mehr Kerne, desto besser. Geht es um 4K-Footage und gesteigerte Bandbreiten, macht sich auch der RAM zunehmend bemerkbar. High-End-CPUs bieten nicht nur Dual-Channel, sondern gleich Quad-Channel. Hier hat Intel gegenüber den CPU-Kern-Monstern der 5000er Ryzen-Familie noch einen kleinen Vorteil.

Allerdings ist der Preis pro Kern bei AMD deutlich niedriger, dazu kommen weiterer Vorteile von AMDs AM4-Sockel: DDR4-RAM und B550-Mainboards sind günstig zu bekommen. Der Intel Core i5-12600K (Shop) liegt in Anwendungen zwar auf Augenhöhe mit dem Ryzen 7 5800X (Shop) und ist 80 Euro* günstiger, allerdings sind Intel-Mainboards mit dem aktuellen Sockel 1700 und Z690-Chipsatz noch ziemlich teuer – genauso wie der neue DDR5-RAM. Dafür bietet die Plattform unter anderem aber auch PCIe 5.0.

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Gaming: Auf die Grafikkarte kommt es (meistens) an

Während die GPU beim Videoschnitt meist überschätzt wird, ist der Prozessor beim Gaming nicht so wichtig. Es gibt natürlich auch Ausnahmen, bei denen sich das Verhältnis umkehrt. In den meisten Spielen wird die Grafikkarte wesentlich stärker gefordert und es ist relativ egal, welche CPU man nutzt. Es sei denn, es geht um die Berechnung sehr vieler Objekte wie im Endgame eines Strategiespiels wie Anno oder Civilization. Das bedeutet nicht, dass nicht auch Shooter ordentlich zulangen, was den Prozessor angeht. Battlefield V verlangt zum Beispiel auch einiges an CPU-Power.

Solltet ihr den Leg-Day nicht vergessen haben und keine allzu wilde Paarung fahren – wie etwa eine Nvidia GeForce RTX 3080 Ti mit einem Core i3 – dann ist eure Grafikkarte meistens der Flaschenhals. Sinnvolle Auflösung und Details vorausgesetzt. Ihr solltet eure Grafikkarte schon ans Limit bringen, sofern ihr nicht auf einem Notebook zockt und Strom sparen wollt. Die 90 bis 100 Prozent Auslastung erreicht ihr in modernen Titeln oft sehr schnell mit höherer Auflösung, Detailstufe und Post-Processing. Tools wie der MSI Afterburner können euch die Auslastung eurer Komponenten im Spiel einblenden. Manchmal gibt es auch CPU-Limitierungen, obwohl laut Auslastung noch Luft nach oben ist. Mit einer Übertaktung könnt ihr das herausfinden.

Aktuelle Empfehlungen

Grundsätzlich können wir euch natürlich auch ein paar ausgewählte CPUs empfehlen:

Günstige vier Kerne von Intel für das Office. Achtung: Es ist keine Grafikeinheit an Bord, euer PC braucht also eine dedizierte Grafikkarte.

Ein Preis-Leistungsknaller für Budget-Gamer von Intel. Der Core i5-11400 bietet euch mit sechs Kernen und 12 Threads ordentlich Gaming- und Anwendungs-Performance für knapp 200 Euro*.

Eine Generation weiter und etwas teurer, aber aktuell das Preis-Leistung-Optimum! Der Intel Core i5-12600k bietet acht schnelle Kerne und liegt auf einem Level mit dem Ryzen 7 5800X. Intel bietet DDR5 und PCIe 5.0, allerdings sind Mainboards mit LGA 1700 sowie DDR5-RAM teuer. Der Ryzen 7 5800X ist etwas teurer in der Anschaffung, das Ökosystem inkl. DDR4 und AM4-Sockel mit B550-Chipsatz am Ende aber günstiger zu bekommen.

Für 509 Euro gibt es die nächste Ryzen-5000-Ausbaustufe mit 12 Kernen. Der Intel Core i7-12700K ist in Spielen minimal schneller, in Anwendungen bedingt durch acht Performance- und vier Effizienzkerne etwas langsamer. Beide decken aber so ziemlich alle Games ab, Videoschnitt ist auch kein Problem und die CPUs sollten für die nächsten Jahre ausreichen. Für beide Hitzköpfe wäre eine All-in-One-Wasserkühlung eine gute Wahl.

Falls Geld keine Rolle spielt, habt ihr die Wahl zwischen diesen beiden Prozessoren. Der Intel Core i9-12900K bietet aktuell die meiste Leistung in Spielen, langt aber auch ordentlich bei der Leistungsaufnahme zu. Wer hingegen die meiste Multi-Core-Performance für Anwendungen sucht, wird mit dem Ryzen 9 5950X mit 16 Kernen und 32 Threads glücklich. Noch mehr Anwendungsleistung bieten AMDs Threadripper-CPUs wie der 3990X mit 64 Kernen und 128 Threads, mit knapp 4.000 Euro* ist er aber auch nur etwas für das professionelle Segment.

Ausblick: Intel Alder-Lake S im Notebook und Ryzen 5000 mit 3D-Cache

Intel dürfte Anfang 2022 Alder Lake auch ins Notebook bringen. Bereits jetzt kursieren einige Gerüchte über Benchmarks der neuen mobilen CPU-Generation im Netz, die alles andere in den Schatten stellen soll. Anscheinend sind schon Notebooks mit den neuen Prozessoren im Umlauf, daher gibt es konkrete Zahlen. Der Intel Core i9-12900HK soll im Geekbench mit 1.851 und 13.256 Punkten nicht nur deutlich schneller als der Ryzen 9 5980HX, sondern auch leistungsstärker als der Apple M1 Max sein. Inwiefern das der Wahrheit entspricht, dürften wir im nächsten Jahr erfahren.

Single-Core Multi-Core
Intel Core i9-12900HK (14C/20T) 1.851 13.256
Apple M1 Max (10C) 1.758 12.490
Intel Core i9-11980HK (8C/16T) 1.620 9.431
AMD Ryzen 9 5980HX (8C/16T) 1.506 8.217

Im Desktop ist hingegen wieder AMD am Zug und wird Ryzen 5000 mit 3D-Cache Anfang 2022 an den Start bringen. Es handelt sich eher um einen Refresh als eine echte neue CPU-Generation, trotzdem soll die Leistungssteigerung dank mehr L3-Cache in Games bis zu 15% betragen. Die CPUs werden zudem die letzten sein, die auf AMDs Sockel AM4 setzen.

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*Stand: November 2021

Veröffentlicht von Alexander

Die Leidenschaft fürs Zocken wurde bereits in den frühen 90ern mit Bubble Bobble am Sega Master System II geweckt. Spielt mittlerweile hauptsächlich am PC und hätte gerne viel mehr Zeit, um sich seinem ständig wachsenden Pile of Shame zu widmen.

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