Huawei Mate 30 Pro ohne Google Dienste – Geht das überhaupt?

      Huawei Mate 30 Pro ohne Google Dienste – Geht das überhaupt?

      Das Thema Google Dienste und Huawei reisst nicht ab. In wenigen Tagen steht die P40 Serie ins Haus, die ebenfalls auf die Dienste verzichten muss. Ich habe mir daher ein Huawei Mate 30 Pro geschnappt und getestet, wie gut (oder schlecht) der aktuelle Stand mit der App-Versorgung ist. Das Fazit ist gemischt.

      Was ich vorweg nehmen kann: Es ist durchaus möglich, das Mate 30 Pro ganz normal ohne die Google Mobile Services (GMS) zu nutzen, zumindest mit ein paar Einschränkungen. Um den Überblick zu halten unterteile ich die mir wichtigen Aspekte in die Kategorien Kommunikation, Arbeit, Unterhaltung und Essentials – also Apps, ohne die es einfach gar nicht geht und für die es keine Alternativen gibt.


      DATENSCHUTZHINWEIS: Dieses Video ist im erweiterten Datenschutzmodus von YouTube eingebunden. Durch den Klick auf das Wiedergabesymbol willige ich darin ein, dass eine Verbindung zu Google hergestellt wird und personenbezogene Daten an Google übertragen werden, die dieser Anbieter zur Analyse des Nutzerverhaltens oder zu Marketing-Zwecken nutzt. Weitere Infos hier.

      App-Quellen

      Apps lassen sich über diverse Quellen beziehen. Die Liste hier ist nicht vollständig und beinhaltet ausschließlich Angebote, die ich selbst nutzen würde, da ich den Anbietern vertraue, mir keine Schadsoftware unterzujubeln. Die Huawei App Galerie ist dabei natürlich erstmal die erste Anlaufstelle. Hier finden sich bereits einige Apps und die Auswahl steigt fast täglich. Wer hier nicht fündig wird, kann mittels Amazon Appstore die Auswahl vergrößern. Hier gibt es einige Dienste wie Prime Video oder Music oder auch eine Twitch App. Auch Spiele gibt es zu Genüge.

      Als dritte Quelle nutze ich APKMirror. Kein richtiger App Store, sondern eher ein Online-Katalog aus unzähligen Apps. Hier findet sich nahezu alles an Apps, oft auch in verschiedenen Versionen von früheren Builds hin zu Alpha- und Beta-Releases. Alle APKs sind geprüft und sicher. Etwas komfortabler ist noch F-Droid, hier gibt es auch eine praktische App und analog zu APKMirror werden auch hier die Apps entsprechend geprüft. Mit Ausnahme von App Galerie und Amazon Appstore bieten diese Lösungen allerdings keine automatischen Updates.

      Um möglichst viele Quellen auf einmal zu durchsuchen bietet Huawei nun auch die „App Suche“ getaufte App an. Die tut, was ihr Name vermuten lässt: Apps über diverse Quellen hinweg suchen.

      Kommunikation

      Die Kategorie mit den geringsten Einschränkungen. Alle Apps die ich dafür im Alltag nutze sind verfügbar: WhatsApp, Telegram, Twitter, Outlook Mail, Skype, Microsoft Teams – alle sind über die App Galerie oder alternative App Stores verfügbar. WhatsApp verdient dabei ein kleines Sternchen: Die Wiederherstellung von Chats mittels Backup funktioniert ohne Google Dienste nämlich nicht. Davon ab funktionieren die Dienste ohne Einschränkungen auch ohne die GMS.

      Arbeit/Produktivität

      Mails, Teams, sowie Dienste wie Slack gibt es problemlos und sie funktionieren einwandfrei. Gleiches gilt für die Microsoft-Office-Programme, die direkt als Bundle in der App Galerie verfügbar sind. Hier fehlt mir, als Besonderheit, lediglich YouTube Studio als App. Kann ich zwar am Desktop nutzen, aber hin und wieder will man ja auch Mobile mal rein gucken.

      Zur Produktivität zählt für mich auch die Möglichkeit, nicht alles, was ich auf dem Desktop oder Smartphone tue, erst mühsam auf das jeweils andere Gerät zu übertragen. Der Google Sync in Chrome ist so ein Beispiel, oder auch gespeicherte Orte in Maps. Wer eh schon primär außerhalb des Google-Kosmos lebt, wird hier nur mit den Schultern zucken. Für mich ist eine Umstellung aber erstmal mit einem großen Aufwand verbunden, die Daten von Dienst A zu Dienst B zu bekommen. Und vielleicht ist Dienst B ja auch gar nicht so gut. Google Maps ist (zurecht) ungeschlagen was die Navigation anbelangt, sei es zu Fuß, im Auto oder im ÖPNV. Das zu ersetzen wird schwierig.

      Unterhaltung

      Gerade jetzt, in Zeiten von Social Distancing will man natürlich unterhalten werden. Prime Video und Sky Go funktionieren direkt ohne Einschränkungen. Auch Twitch ist verfügbar via Amazon Appstore und eigentlich fehlt nur YouTube um die Liste (fast) komplett zu machen. Das funktioniert zumindest im Browser. Sport Fans haben allerdings das Problem, dass DAZN zwar verfügbar ist, aber offenbar das DRM der GMS nutzt. Daher kommt nur eine Fehlermeldung beim Versuch ein Video abzuspielen. Netflix funktioniert, allerdings benötigt man eine spezielle Version der App, die hier z.B. bei den Kollegen vom Huaweiblog herunterladen könnt. Die Versionen auf APKMirror melden nach erfolgreichem Login leider nur einen Fehler. Crunchyroll für die Anime-Fans ist auch verfügbar und funktioniert problemlos ohne GMS. Games gibt es zuhauf und die großen Namen sind entweder in der App Galerie oder im Amazon Appstore verfügbar.

      Essentials

      Hier wird es kritisch. Die meisten bisher genannten Apps sind sehr wichtig, aber im Notfall irgendwie ersetzbar. Was für mich aber nicht ersetzbar ist, sind genau zwei Dinge: Mobile Banking und die Möglichkeit, für Inhalte zu bezahlen, so komisch es auch klingen mag. Viele Apps, die ich nutze, habe ich irgendwann mal gekauft. So beispielsweise Nova Launcher Prime, Flamingo for Twitter – auch mein PLEX-Pass läuft über Google Payments. Diese Kauf-Apps stehen ohne GMS nicht mehr zur Verfügung. Jetzt könnte ich zwar sagen: Ok, blöd, kauf ich die halt neu. Aber: Die meisten App-Entwickler bieten die Zahlung nur noch via GMS an. Ohne diese gibt es also auch keinen App-Kauf und es bliebe nur der illegale Weg über irgendwelche zwielichtigen Anbieter. Aber das kann hier nicht die Lösung sein, App-Anbieter sollen schließlich unterstützt werden. Hier bleibt also nur die App Galerie als mögliche Lösung – sobald die entsprechenden Apps dort erhältlich sind.

      Beim Banking sieht es ähnlich aus. Die App meiner Bank (ING) ist nur im Play Store erhältlich, da sie auch diverse Features der GMS setzt. Zudem wäre alles andere auch ein Sicherheitsrisiko. Ohne die App ist die Verwaltung des Kontos und selbst eine Überweisung nicht möglich. Es gibt zwar Drittanbieter-Apps für Mobile Banking – im Falle der ING dient die App allerdings auch direkt als Authenticator für jegliche Transaktion. Keine App = Kein mobile Banking. Für mich der bisher einzige echte Deal Breaker. Ein Zweitgerät nur für Banking ist zwar möglich, aber nicht wirklich eine Alternative.

      Fazit

      Möglich ist ein Leben ohne die Google Mobile Services auf jeden Fall. Allerdings gibt es nach wie vor einige Einschränkungen und kleinere Hürden, die es zu überwinden gilt. An Apps mangelt es definitiv nicht, sobald man weiß, wo sie zu finden sind. Dafür muss man in vielen Fällen auf automatische Updates oder Premium-Features verzichten, da es schlicht keinen Weg gibt, die App zu kaufen.

      Huawei hat aus meiner Sicht schon einiges geleistet, um sich von der Google Abhängigkeit zu lösen, aber noch darf man sich nicht zurücklehnen. Massive Investitionen – allein in Deutschland stellt man 200 Millionen Euro bereit – sollen es richten. Die Frage ist, ob der Plan langfristig aufgeht und die Entwickler ihre Apps neben Apple App Store und Google Play Store künftig auch für die Huawei Mobile Services anpassen und sie in der App Galerie anbieten.

      Durch das Fehlen der für mich unverzichtbaren Banking Apps kann ich noch nicht auf die GMS verzichten – aber vielleicht ändert sich das ja bald. Die Huawei P40 Serie steht an und sicher wird Huawei hier noch einiges ankündigen, was die Zukunft des eigenen Ökosystems angeht.

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