Huawei P50 Pro im Test: Der Thron des Kamera-Königs wackelt

      Huawei P50 Pro im Test: Der Thron des Kamera-Königs wackelt

      Die wichtigste Frage zum P50 Pro lautet: Ist die Kamera es wert, keine Google Services zu haben? Die kurze Antwortet lautet: Größtenteils.

      Das P30 Pro und das P40 Pro (Plus) galten als Kamera-Wunder unter den Smartphones. Das P50 Pro hat also große Fußstapfen zu füllen, wenn es diesen Titel halten will.

      Auch jenseits der Kamera stand die Huawei P-Serie immer für hervorragende Hardware. Da das P50 Pro allerdings schon im August in China auf den Markt gekommen ist (erst als Kirin-Version und dann mit Snapdragon SoC), hat die Hardware einen gewissen 2021-Vibe. Die ganzen technischen Daten könnt ihr euch wie immer unter diesen Zeilen ausklappen.

      Technische Daten Huawei P50 Pro
      Software EMUI 12
      Prozessor Snapdragon 888
      1x 2.84 GHz + 3x 2.4 GHz + 4x 1.8 GHz
      Arbeitsspeicher 8 GB
      Speicher 256 GB
      Erweiterbar um bis zu 256 GB durch NM Card
      Display 6.6“ (16,76cm)-120Hz-OLED
      FHD+ 2700 x 1228 px
      21:9, 450 ppi
      300 Hz Touch-Sampling-Rate
      Kamera Selfiekamera
      13 MP – f/2.4
      Hauptkamera
      50 MP True-Chroma – f/1.8
      40 MP True-Chroma Mono – f/1.6
      13 MP Ultraweitwinkel – f/2.2
      64 MP Teleobjektiv – f/3.5
      Akku 4360 mAh Lithium-Polymer-Akku
      kabelloses Laden (Qi) mit 15 Watt
      Reverse wireless Charging
      Besonderheiten Dual Nano SIM Karte
      Bluetooth: 5.2
      Fingerprint-Reader im Display
      WiFi: 802.11 a/b/g/n/ac/ax
      2,4 GHz und 5 GHz
      GPS/A-GPS/GLONASS/Beidou/GALILEO/QZSS
      NFC: Ja
      Abmessungen, Gewicht und Farben 158,8 x 72,8 x 8,5mm
      195g
      Golden Black & Cocoa Gold
      Preis ab 1.199€*

      Design und Verarbeitung

      Ein Schnelllader gehört weiterhin zum Lieferumfang des P50 Pro. Hier geht Huawei also einen anderen Weg als die meisten Hersteller von Top-Smartphones, die alles außer Smartphone, Ladekabel und Papier aus ihren Verpackungen werfen. Direkt nach dem Auspacken fällt zuerst das neue Kamera-Modul auf der Rückseite auf.

      Beim Design erwartet euch ansonsten absolute Spitzenqualität. Das P50 Pro liegt extrem gut in der Hand. Selbst die 6,6“ fühlen sich nicht so groß an, wie sie es sind. Übergänge sind makellos gearbeitet und selbst die von mir verhassten gebogenen Displayränder gehen flüssig in das Gehäuse über. Das P50 Pro ist ein wunderschönes Smartphone und Cocoa Gold als Farbe ist ebenfalls ein echter Blickfang. Die Rückseite ist aber auch ein Magnet für Fingerabdrücke.

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      Ein sehr gutes AMOLED-Display

      Hier erwartet euch beim Huawei P50 Pro genau das, was ihr in 2021/2022 von einem Top-Smartphone erwartet. 120Hz, fast 1440p-Auflösung (450ppi), Fingerprint-Reader im Display und die bereits erwähnten abgerundeten Display-Ränder.

      Durch das sehr gute Display machen sowohl Spiele als auch Medienkonsum oder simples surfen im Internet viel Spaß. Huawei macht hier beim P50 Pro alles richtig, aber sticht auch nirgendwo gegen den Wettbewerb heraus.

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      Guter Klang

      Da für viele (mich eingeschlossen) das Smartphone die wichtigste Quelle für Medienkonsum geworden ist (YouTube, TikTok und Co.), sind gute Speaker heute wichtiger denn je. Beim P50 Pro sind die Speaker gut. Keine Offenbarung, aber auch kein Punkt, bei dem Huawei geschlampt hat.

      Höhen, Mitte und Bässe haben eine gute Balance und bilden so ein gutes Zusammenspiel bei Musik und Video. Für meinen Geschmack fehlt etwas der Kick bei den Mitten, von dem besonders Gespräche profitieren, aber das akustische Gesamtbild des P50 Pro ist gut, könnte aber lauter sein.

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      Performance von Qualcomm

      Es ist deutlich, dass Huawei beim P50 Pro nicht das Nummern-Spiel anderer Hersteller mitspielt. Keine 16GB Arbeitsspeicher, keine 108MP-Kamera und keine 80W Schnellladetechnik. Trotzdem ist die Performance sehr gut. Größtenteils dank des Snapdragon 888.

      Dieser Punkt hat mich bei der Ankündigung des P50 Pro tatsächlich am meisten überrascht. Das neueste Huawei Top-Smartphone setzt nicht auf einen hauseigenen Kirin-SoC, sondern auf den Snapdragon 888 in einer besonderen LTE-Edition von Qualcomm.

      Das P40 Pro hatte noch auf den eigenen Kirin-Chip gesetzt. Ein spezielles Design der ARM-Architektur, das über Jahre meistens seiner Zeit voraus war. Der erste 5G-Chip war beispielsweise ein Kirin-Chip. Durch den US-Bann hat Huawei aber keinen Zugang mehr zu den ARM-Chips. Das Design ist nicht vom US-Bann betroffen, aber die Chips werden mit US-Tech hergestellt.

      Interessant ist der Snapdragon 888, weil der ab Werk mit integrierten 5G-Modem kommt, aber im P50 Pro nur LTE unterstützt. Eine Auflage, die Qualcomm sicherlich erfüllen musste, um mit Huawei Geschäfte machen zu können. Vermutlich wurde das Modem auf Firmware-Ebene deaktiviert. Das P40 Pro (Plus) unterstützte noch 5G.

      Wie zu erwarten war, bietet der Snapdragon 888 jede Menge Leistung im P50 Pro. Es ist der Top-Chip aus 2021. Apps öffnen schnell und auch Spiele sind schnell geladen und laufen butterweich. Aktuell steht der neue Qualcomm Snapdragon 8 Gen1 in den Startlöchern, aber in der freien Wildbahn ist der noch nicht angekommen.

      Der Snapdragon 888-Chip könnte aber auch der Grund sein, warum die Foto und Video-Qualität des P50 Pro nicht „besser“ ist. Das Post-Processing von Foto und Video läuft über den SoC und wenn Huawei da nichts besser als die Konkurrenz verbauen (kann), können Fotos und Videos auch nicht viel besser als bei Konkurrenz aussehen.

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      Die Software und ihre Tücken

      Bei der Software des Huawei P50 Pro gilt weiterhin – keine Google Dienste und damit kein PlayStore. Ihr habt aber neben der Huawei eigenen AppGallery auch die Möglichkeit euch alternative Stores auf das P50 Pro zu laden. Die bekanntesten sind wohl F-Droid und der Amazon App Store. Ob meine liebsten 15 Apps auf einem Huawei Smartphone laufen, hatte ich ja schon in einem früheren Beitrag genauer beleuchtet.

      Etwas, was Huawei mit und ohne Google schon immer konnte, ist eine lange Akkulaufzeit. Huawei erkauft diese Akkulaufzeit aber nicht durch das „Killen“ von Apps im Hintergrund oder einem dimmen Display. Ich weiß nicht, welche schwarze Magie Huawei hier verwendet, aber sie funktioniert. Die Akkulaufzeit des P50 Pro erreicht ohne Probleme einen Tag bei starker Nutzung – zwei Tage bei normaler Verwendung.

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      (K)eine unerreichte Kamera

      Seit dem P9 steht die P-Serie bei Huawei für Kamera-Smartphones. Das Leica-Branding hat damals viel dazu beigetragen. Das P10 hat damals ein großes Werbebudget bekommen und rückte so mehr ins Licht der öffentlichen Wahrnehmung. Mit dem P20 Pro startete Huawei den Wettlauf, um die beste Smartphone-Kamera. Das P30 Pro war dann gefühlt mehr Kamera als Smartphone.

      Noch vor dem Release des P40 Pro kam der US-Bann. Ohne Google Dienste und Services war das Gerät aber für viele komplett uninteressant. Gleiches galt für die noch bessere Kamera des P40 Pro Plus. Die war damals tatsächlich auf einem anderen Level oder um es mit den Worten meines Chef-Redakteurs zu sagen:

      „Die Kamera des P40 Pro Plus versaut dich für alle anderen Smartphones, weil einfach nichts da rankommt“

      Das Problem mit vielen Smartphone-Kameras ist aber, dass sie häufig nur in einer Kategorie wirklich gut sind. Meistens ist das Fotografie und bei Videos fällt die Qualität dann dramatisch ab. Das war auch immer das Problem bei Huawei-Smartphones. Das fast schon legendäre P30 Pro hat bei Fotos seinesgleichen gesucht, aber war im Bereich Video nur „okay“.

      Fotos können inzwischen fast alle Smartphone-Hersteller und besonders die Flaggships sind da alle sehr gut – 120x Zoom, Nacht-Fotografie, mehr Megapixel usw. Bei Thema Video schwächeln sie aber fast alle noch. Große Ausnahme ist da weiterhin das iPhone. Hier musste das P50 Pro also punkten. Fangen wir Mal mit ein paar Tageslicht-Fotos an.

      Wie zu erwarten war, sind Fotos bei Tageslicht keine Herausforderung für das Huawei P50 Pro. Wirklich besser als die Mitbewerber bei Samsung, Apple und Co. ist es aber auch nicht. Beim Thema Zoom sieht die Sache schon wieder anders aus. Da ist das Huawei P50 Pro ganz weit vorne dabei. Nicht in den Zoom-Fähigkeiten, aber in der Zoom-Qualität.

      Ich kann mit 10x Zoom die Ziegeln des Schornstein zählen. Das bei einer Distanz von etwa 100 Metern. Das ist sehr beeindruckend. Im nächsten Schritt testen wir die Fähigkeiten des Huawei P50 Pro bei künstlichem Licht. Alle Aufnahmen sind bei sehr warmen Licht entstanden (2200-2300K).

      Auch unter mittelmäßigen Lichtverhältnissen überzeugt die Kamera des Huawei P50 Pro. Es fängt beeindruckend viele Details ein und trifft auch die Lichtstimmung fast perfekt, ohne den Weißabgleich zu verhauen. Es wird Zeit für die Königsdisziplin: Nachtaufnahmen.

      Hier kommt die Foto-Qualität dann ins Schwanken. Motive, die näher dran sind (Schild) haben extrem viele Details und fast kein Rauschen. Auf mittlere Distanz sind auch noch viele Feinheiten sichtbar, aber es beginnt an den Rändern deutlich matschiger zu werden. Auf lange Distanz und mit fast gar keinem Licht zieht das Huawei P50 Pro dann den ISO-Wert sehr hoch und das finale Bild zeigt dann sogar mehr, als ihr in der Realität sehen könnt. Der Preis ist aber ein matschiger und leicht unnatürlicher Look. Dazu kommt etwas Rauschen am Bildrand. Nicht schlechter als der Wettbewerb, aber auch nicht besser.

      Selfies mit dem Huawei P50 Pro sind ein klein wenig überschärft (sieht man am Bart), aber glänzen mit sehr vielen Details und kommen ohne überzogene Farben aus. Das Resultat ist ein sehr natürliches Foto, ohne zu viel AI-Nachbearbeitung – sehr gut.

      Kommen wir zu den Möglichkeiten der Video-Kamera. Hier war ich am meisten gespannt, ob das Huawei P50 seinen Vorgängern überlegen ist. Um die Qualität mit anderer Smartphone-Hardware zu vergleichen, habe ich die gleichen Szenen mit dem iPhone 13 mini (Test) gefilmt. Warum genau dieses iPhone? Weil ich das nach meinem Test noch hier hatte und hoffe, dass es keiner vermisst.


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      Die Video-Qualität des Huawei P50 Pro ist sehr beeindruckend. Lichtstimmung, Schärfe und Bildstabilisierung sind auf Top-Niveau und Details werden sehr gut eingefangen. Die Videos haben dazu neutrale Farben. Darüber freuen dich Videografen.

      Insgesamt ist die Foto-Qualität des Huawei P50 also sehr gut und fällt nur bei Dunkelheit etwas ab. Durch die gute Foto- und Video-Qualität ist das P50 Pro also ein echter Allrounder im Bereich der Kamera.

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      Fazit zum Huawei P50 Pro – seht gut, aber die anderen haben aufgeholt

      Was bleibt nach knapp zwei Wochen mit dem Huawei P50 Pro? Es ist ein tolles Smartphone, dass sich in den Bereichen Verarbeitung, Display, Sound und Performance vor keinem anderen Top-Smartphone verstecken muss. Das darf bei dem Preis aber auch erwartet werden.

      Selbst im Bereich Software ist Huawei inzwischen für minimal bastelwillige Nutzer*innen ohne Probleme eine echte Option. Es nervt zwar, bei einem +1000€ Smartphone wie dem P50 Pro durch mehrere App-Stores zu müssen, aber es ist nicht das Ende der Welt.

      Den Titel „Kamera-König“ hat das P50 Pro aber nur noch teilweise verdient. Es ist eine sehr gute Kamera, aber Samsung, Oppo und Google haben in den vergangenen Jahren mächtig aufgeholt. Es lohnt sich also nicht, dass P50 Pro zu kaufen, nur um die beste Kamera zu haben.

      Es lohnt sich aber, wenn du eine sehr gute Kamera haben willst und bereit bist, dich mit den kleinen Tücken zu arrangieren, die aktuell mit einem Huawei-Smartphone kommen. Dann ist das P50 Pro ein Top-Smartphone mit einer fantastischen Kamera.

      Huawei P50 Pro bei uns im Shop

      Stand: Februar 2022

      Veröffentlicht von Sascha

      Gamer, Filmliebhaber & Hobby-Fotograf – also alles was eine gute Geschichte erzählt. Großer Fan von durchdachten Produkten und Privatsphäre. Nach zehn Jahren im Google-System derzeit im Apple-Kosmos unterwegs und soweit zufrieden.

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