Apple iPad Pro als Notebook-Ersatz: Schon ziemlich gut. Aber noch nicht perfekt

Apple iPad Pro als Notebook-Ersatz: Schon ziemlich gut. Aber noch nicht perfekt

Das iPad Pro ist handlich, hat viel Leistung und eine gute Akkulaufzeit. Die aktuellen Grenzen der Software könnten es aber für einige Interessenten als Laptop disqualifizieren. Wir zeigen euch hier, wo die Probleme liegen.

Im Jahr 2016 habe ich als Business-Sales-Manager gearbeitet und bei Kundenbesuchen gerne den Laptop zu Hause gelassen und einfach nur das iPad Air mit einem Tastatur-Cover und einen passenden Stift mitgenommen.

Diese Kombi war kleiner, leichter und vielseitiger als mein großes Thinkpad und besonders Pencil-Selling war deutlich intuitiver. E-Mails waren auch kein Problem und Excel funktionierte zumindest einigermaßen. Entsprechend deckte das iPad Air damals etwa 80-90% meines Arbeitstages ab und für die letzten 10% griff ich dann in den Abendstunden zum Laptop.

Vier Jahre später und mit einigen Änderungen am Betriebssystem des iPads will ich überprüfen, ob Apple endlich so weit ist und ich statt eines Laptops und eines Tablets nicht auch einfach in ein aktuelles iPad Pro investieren kann.

iPad Pro als iPad

Das iPad Pro ist ein iPad. Entsprechend gut erledigt es auch die typischen Aufgaben eines iPads. Dank vier Lautsprechern und einem großen bildhübschen Display macht etwas Netflix auf der Couch richtig Spaß und auch surfen durch das Internet ist großartig.

Dank Features wie dem 120Hz-Pro-Motion-Display und dem A12X-SoC eignet sich das iPad Pro auch sehr gut für anspruchsvolle Games und sorgt auch bei kleinen Anwendungen für eine sehr flüssige Darstellung.

So trivial es klingen mag, aber das Scrollen durch Twitter, Instagram oder Pinterest macht einfach mehr Spaß, wenn nichts ruckelt. Gleiches gilt natürlich auch für die Verwendung des Apple Pencil und passender Apps zum Zeichnen. Die Verzögerung zwischen Stift und Display ist fast Null und damit ist die Kombination aus iPad Pro und Apple Pencil so nah an einem Blatt Papier und einem Stift, wie es derzeit nur geht.

Allerdings macht die reine Größe des 12,9 Zoll iPad Pro eine längere Nutzung mit einer Hand sehr schwierig. Nach einer Minute muss der Arm irgendwo abgestützt werden oder das iPad Pro abgelegt werden.

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iPad Pro als Office-Laptop

Als Office Laptop verstehen sich Notebooks, die neben dem Browser auch noch die klassischen Office-Anwendungen von Microsoft packen und eher für kleine Aufgaben daheim geeignet sind. Auch hier schlägt sich das iPad Pro ziemlich gut.

Egal, ob es ein kurzer Brief an eine Behörde in Word oder ein paar E-Mails an Freunde – das iPad Pro langweilt sich bei diesen Anwendungen. Die erweiterte universelle Handschrifterkennung von iPadOS 14 dürfte in Verbindung mit dem Apple Pencil die Nutzung noch weiter verbessern bzw. vereinfachen.

Allerdings haben die Microsoft Apps fürs iPad weniger Funktionen als ihre PC oder Mac Gegenstücke. Das macht sich beispielsweise beim Bearbeiten einer Grafik oder in einer größeren Excel-Tabelle bemerkbar.

Dank der Ordnerstruktur von iPadOS können Dokumente einfach verschoben oder kopiert werden. Das gilt auch für USB-Sticks, die via Dockingstation oder Dongle verbunden sind. Trotzdem sind wir hier noch weit von der Bequemlichkeit von MacOS (oder Windows) entfernt. Auch wurden beim Test nicht alle USB-Sticks reibungslos erkannt und manche wurden nach wenigen Sekunden einfach ausgeworfen.

Um Dokumente zu drucken, benötigt es einen Drucker mit AirPrint. Apple pflegt eine Liste mit allen verfügbaren Druckern von Brother, Canon, Epson und anderen Herstellern. Die Liste ist lang und so habt ihr eine gute Chance, dass euer Drucker dabei ist – unser Office Drucker war es allerdings nicht.

Für einfache Büro Aufgaben ist das iPad Pro also gut geeignet, wenn Nutzer ihren Workflow auch leicht an das iPad Pro anpassen müssen.

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iPad Pro als Business-Laptop

Der Touchscreen und die Gestensteuerung des iPad Pro fügen sich intuitiv in den Office-Alltag ein, wenn es auch anfangs etwas Eingewöhnung erfordert. Im Business-Bereich kommen aber noch weitere Hürden dazu – konkret VPNs und externe Server.

Während der Einsatz einer VPN-App ohne Probleme funktioniert und Produkt Management Boards wie Jira erreichbar sind, bereitet die Verbindung zu externen Servern noch massive Probleme. Unser Admin berichtet mir davon, dass ich teilweise 20x auf unserem Netzlaufwerk eingeloggt war – gleichzeitig. Zu selben Zeit hatte ich teilweise massive Probleme, Dateien auf unserem NAS zu öffnen. Wer also regelmäßigen auf einen Firmen-Server muss, wird hier Probleme bekommen. Dafür ist die Software des iPad Pro (noch) nicht bereit.

Im professionellen Einsatz ist dazu das Tastatur-Cover des iPad Pro nicht gut genug. Der Tastenanschlag ist für kurze Texte, wie E-Mails oder ähnliches in Ordnung, aber den ganzen Tag auf diesem Keyboard zu schreiben, macht aufgrund des fehlenden präzisen Druckpunktes wenig Spaß. Eine externe Bluetooth-Tastatur und Maus schaffen da Abhilfe.

Für diesen Test habe ich mich extra gegen das neue Magic Keyboard und stattdessen für das Smart Folio Keyboard von Apple entschieden, da das Magic Keyboard mit 400€ für die 12,9“ Version des iPad Pro in meinen Augen überteuert ist. Allerdings könnte es aufgrund der neuen Tasten besser für die tägliche Nutzung und längere Texte geeignet sein als das Folio.

Auch für externe Monitore ist das iPad Pro noch nicht bereit. Während es ohne Probleme über seinen USB-C-Port ein Signal an einen Bildschirm senden kann, beherrscht es keine unterschiedlichen Bildformate. So wird das Bild des iPads präzise gespiegelt, aber auf 16:9 Bildschirmen dann nur in 4:3 dargestellt – mit dicken Rändern links und rechts. Bei einem Netflix-Stream wird hingegen der ganze Bildschirm genutzt.

Die Akkulaufzeit des iPad Pro funktioniert derweil gut im Berufsalltag. Mit 7-10 Stunden – je nach Nutzung des SoC – ist genug Leistung für einen ganzen Arbeitstag ohne Ladegerät vorhanden. Dazu zählen in meinem Fall auch grafikintensive Anwendungen wie Adobe Lightroom und Photoshop.

Ebenfalls sehr positiv hervorzuheben ist Safari. Webseiten werden automatisch in der Desktop-Ansicht angesteuert. Das erlaubt einen ähnlichen Workflow wie beim Mac und Passwörter via FaceID zu bestätigen, ist sehr komfortabel.

Die neuen Kameras auf der Rückseite des 2020er iPad Pros machen sehr gute Bilder und auch exzellente Videos. Im Business-Bereich gibt es aber nur wenige Berufsgruppen, die vom neuen LIDAR-Sensor für präzisere Tiefenmessung profitieren. Größtenteils Architekten und Handwerker. Für alle anderen ist es eher Nice-to-Have.

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Fazit iPad Pro als Laptop-Ersatz: Ich würde es gerne behalten, aber…

Die neuen Features in iPadOS erlauben eine gute Nutzung des iPad Pro als Laptop bei Aufgaben, bei denen keine speziellen Programme notwendig sind. Solange User ihren Alltag etwas an die vorgesehene Arbeitsweise von Apple anpassen, kann das iPad Pro gut als Alltags-Laptop genutzt werden, der sich dann in den Abendstunden mühelos in das beste Tablet am Markt verwandelt.

Für Business bietet das Tablet auch viel Leistung, einen tollen Bildschirm und eine gute Akkulaufzeit. Allerdings ist es bei Remote-Verbindungen zu Servern noch unbrauchbar und der klassische Schreibtisch (Desktop) fehlt ebenfalls. Hier darf sich Apple gerne eine Scheibe von Samsung Dex abschneiden und auf eine grafische Oberfläche setzen, wenn das iPad Pro im „Business-Mode“ mit externem Monitor, Tastatur und Maus verwendet wird.

Android Police hat im Januar 2020 etwas sehr gutes zu Chromebooks geschrieben und das gilt derzeit auch für das iPad Pro als Laptop-Ersatz.

„Ich sage dies sogar als eine der wenigen Personen, die 95% seiner Arbeit auf einem Chromebook erledigen kann: 5%, wenn du es wirklich unbedingt brauchst, sind mehr als genug Grund, eine Plattform vollständig zu meiden. Und für viele andere Nutzer sind es viel mehr als 5%: Es ist ihr gesamter Workflow.“

Das iPad Pro fühlt sich wie ein Zwischenschritt an. Es ist so viel mehr als ein normales Tablet und dank 12,9-Zoll-120Hz-Display und vier Speakern benutze ich es im Alltag wirklich gerne, aber ein vollwertiger Ersatz für einen Laptop ist es einfach noch nicht, da iPadOS einfach noch nicht da ist, wo es eindeutig hin will.

Im Moment wäre die Kombination aus MacBook Air (etwa 1045€ mit 256GB) und einem iPad Air (etwa 470€) sinnvoller und etwa genauso teuer, wie ein iPad Pro (etwa 1170€ bei 256GB) mit Smart Keyboard Folio (etwa 235€) und Apple Pencil (etwa 130€) – dann nur leider ohne ProMotion-Display.

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Veröffentlicht von Sascha

Gamer, Filmliebhaber & Hobby-Fotograf – also alles was eine gute Geschichte erzählt. Großer Fan von durchdachten Produkten und Privatsphäre. Nach zehn Jahren im Google-System derzeit im Apple-Kosmos unterwegs und soweit zufrieden.

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