Läuft! Das Huawei Mate 9 im Alltagstest

      Läuft! Das Huawei Mate 9 im Alltagstest

      Mit dem Mate 9 hat HUAWEI Anfang November sein neues Flaggschiff-Smartphone präsentiert. Seitdem begleitet mich das Mate 9 im Alltag und musste zeigen, was es kann. Im ersten Eindruck hat es abgesehen von einigen Software-Problemen bereits überzeugen können – mittlerweile gab es ein großes Update, das viele Fehler behoben hat, sodass nun auch endlich der finale Test möglich ist.

      Schauen wir zur Erinnerung erst einmal noch mal die Technischen Daten des Mate 9 an:

      • 5,9 Zoll Full-HD Display
      • Kirin 960 Octa-Core SoC mit 4×2,4GHz und 4×1,8GHz
      • 4GB RAM, 64GB interner Speicher, Erweiterung per Micro-SD Slot möglich
      • LTE, GPS, WiFi nach a/b/g/n/ac Standard, WiFi Direct Support, 2.4 und 5GHz, BlueTooth 4.1 inkl. BLE Support, NFC
      • USB Type C Anschluss (High Speed USB, 2.0)
      • Fingerprint Sensor, G-Sensor, Gyroscope sensor, Compass, Ambient Light Sensor, Proximity sensor, Hall sensor, Barometer, IR
      • Dual-Lens-Kamera, 20MP Monochrome Sensor, 12MP Color-Sensor, F2.2, Optische Bildstabilisierung, 4K Video Aufnahme, Dual-Tone-Flash, 2x Hybrid-Zoom, 8MP Front Kamera
      • Android 7.0 Nougat, EMUI 5.0
      • 4000mAh Akku, SuperCharge Technologie

      Im Lieferumfang ist neben dem Mate 9 selbst natürlich noch ein Ladegerät mit SuperCharge-Unterstützung nebst dazugehörigem Kabel enthalten, zusätzlich gibt es ein paar Kopfhörer, einen Micro-USB auf USB C Adapter, ein SIM-Slot-Tool und ein Kunststoff-Case für die Rückseite.

      Haptik

      Nimmt man das Mate 9 in die Hand merkt man auch direkt, dass es in der Oberliga mitspielen will und kann. Die abgerundeten Kanten und das Aluminium fühlen sich sehr hochwertig an und dadurch liegt es trotz der Größe angenehm in der Hand. Wem das blanke Alu zu rutschig ist, kann das beiliegende Case nutzen oder sich ein passendes Case kaufen. Die wenigen Spaltmaße sind gleichmäßig und auch der Übergang vom Display zum Gehäuse fühlt sich wie aus einem Guss an. Die Tasten sitzen fest im Gehäuse und haben kein übermäßiges Spiel, der Druckpunkt ist bei allen gut ausgeprägt und fest genug, die Tasten nicht versehentlich auszulösen. Bei der Verarbeitung gibt es also auch nach knapp einem Monat Nutzung (fast) nichts zu meckern.

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      Display

      Das setzt sich beim 5,9“ großen Display fort. Die Blickwinkel sind sehr groß, die Farben knackig ohne zu übertreiben und schwarz ist schwarz. In anderen Reviews liest man von Problemen beim Schwarzwert, diese kann ich bei meinem Testgerät allerdings nicht feststellen. Das Display ist außerdem mehr als hell genug. Selbst in der Mittagssonne hatte ich beispielsweise keine Probleme, der Navigation zu folgen, während das Mate 9 in einer wasserdichten Hülle steckte. Die Helligkeit musste hier aber natürlich auf das Maximum erhöht werden. Kritik gab es von vielen Seiten auch für die Auflösung von „nur“ FullHD, doch in der Praxis macht das kaum einen Unterschied. Einziger Nachteil dadurch: Es ist nicht zu Groogle Daydream kompatibel. Werksseitig ist übrigens eine Schutzfolie aufgebracht, die sich bei mir nach rund zwei Wochen an mehreren Stellen gelöst hat, sodass ich sie dann entfernt habe. So richtig gerade saß sie eh nicht. Dank gehärtetem Glas konnte ich bisher aber noch keine Kratzer im Glas feststellen und ich denke, dass sich das auch so schnell nicht ändern wird. Wo ich allerdings Kratzer gefunden habe ist das Gehäuse. Trotz Schutzhülle hat es schon leichte Kratzer an den Ecken und der Rückseite. Die Kratzer sind wirklich minimal, nach so kurzer Nutzung im beiliegenden Case sollte das aber nicht der Fall sein.

      Software

      Kommen wir zur Software, und hier hat sich einiges getan. Das Mate 9 setzt auf Android 7.0 Nougat, über das EMUI in Version 5 gelegt wurde. Während HUAWEI bis EMUI 4 auf eine stark angepasste Form von Android gesetzt hat, ist Version 5 deutlich zurückhaltender. Während bislang, ähnlich zu Apples iOS, die Apps allesamt auf dem Homescreen landeten und dort angeordnet werden mussten, kann nun alternativ auch ein Launcher mit App-Drawer aktiviert werden. Neu ist auch das Notification Center, das deutlich mehr Optionen bietet und alles auf einer Seite vereint. Die darin liegenden Schnellaktionen können angepasst werden, je nach Bedarf. Noch deutlicher zeigt sich EMUI dann in den Einstellungen, hier hat HUAWEI seine eigene Ordnung beibehalten, statt auf Stock Android zu setzen.

      Bedeutendste Neuerung, die HUAWEI angekündigt hat, ist, dass das System nicht langsamer werden soll – egal wie lange es genutzt wird. Das Problem kennen ja sicher die meisten: Umso länger das Gerät genutzt wird, desto langsamer wird es mit der Zeit. Irgendwann hilft nur noch ein Reset. HUAWEI will das durch Machine Learning und eine Art AI verhindern. So soll das System selbständig das Dateisystem aktuell halten, was das Anhäufen von Datenmüll vermeiden soll. Nach knapp einem Monat Nutzung, in der rund 1000 Fotos dazu kamen, diverse Apps installiert und deinstalliert wurden und sogar ein größeres Update durchgeführt wurde, konnte ich noch keine Verlangsamung feststellen. Apps starten weiterhin extrem schnell, auch wenn sie nicht bereits im RAM lagen. Die Galerie-App lädt Fotos deutlich schneller nach, als alle anderen Smartphones die ich bislang hatte – angesichts der Masse an Fotos auf meinem Mate 9 beachtlich. Außerdem setzt HUAWEI beim Mate 9 auf F2FS als Dateisystem, das deutlich weniger fehleranfällig ist als das normale Android Dateisystem.

      Auch für die Dual-SIM-Funktion hat man sich ein nettes Feature einfallen lassen: Per App-Klonung kann eine App nicht nur einmal, sondern zweimal parallel genutzt werden. Nützlich ist das beispielsweise um WhatsApp mit zwei Nummern parallel zu nutzen, wenn zwei SIM-Karten eingelegt sind. Nicht jede App ist kompatibel, verfügbar war es in meinem Fall für Facebook und WhatsApp.

      Für eine bessere Einhandbedienung gibt es auch diverse Features. So reicht ein Swype vom Homebutton auf die Zurück-Taste, um in eine Miniaturansicht zu wechseln. Der Bildschirminhalt rutscht damit in die untere rechte Ecke. Nutzt man die HUAWEI-Tastatur, so kann auch die Tastatur mit einem Fingertipp an den rechten Rand verschoben werden, ebenso funktioniert es im Anruf-Menü. Mit dem Schnellzugriff getauften Button kann zudem ein verschiebbares Menü aktiviert werden, das Zugriff auf die Menüleiste gibt, das Gerät sperren und mit einem Fingertipp die geöffneten Apps schließen kann. Die Knöchel-Gesten sind wie schon im Mate S und P9 weiterhin vorhanden, bieten allerdings noch mehr Funktionen. Zeichnet man einen horizontalen Strich ungefähr mittig über das Display, startet der Multi-Window-Modus von Android 7.

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      Wo wir schon beim „Knuckle-Touch“ sind. Das Feature zieht sich schon durch mehrere Geräte, so ganz erschließt sich mir die Nutzung aber noch immer nicht. Durch Zeichnen oder Klopfen mit dem Fingerknöchel können so vorbestimmte Aktionen ausgeführt werden. Die Bedienung erleichtert das nur bedingt, denn man benötigt immer beide Hände dafür. Die Erkennung der Gesten klappt auch nicht immer auf Anhieb, schon beim doppelten Klopfen für einen Screenshot habe ich häufig mehr als einen Versuch gebraucht.

      Bleiben wir noch kurz bei den Fingern. Der Fingerprint-Reader auf der Rückseite bietet neben dem Entsperren nämlich auch noch zusätzliche Funktionen. So lassen sich Gesten aktivieren, mit denen man durch die Galerie-App Scrollen oder mit einem Wisch von oben nach unten die Benachrichtigungen öffnen kann. Das funktioniert einwandfrei, die Gesten werden in der Regel auf Anhieb erkannt. Mit ein bisschen Übung kann man so das Mate 9 schon beim aus der Tasche ziehen entsperren und die Benachrichtigungen öffnen, noch bevor man das Display sieht. Auch ansonsten funktioniert der Fingerprint-Reader sehr genau. Während das HUAWEI P9 mit feuchten Fingern – z.B. durch Schweiß beim Sport – noch arge Probleme hat, erkennt das Mate 9 auch nasse Finger nahezu immer auf Anhieb. Die Erkennung erfolgt fast immer sofort, nur selten kommt es mal zu Fehlern.

      Insgesamt ist die Software-Performance sehr gut. Apps starten ohne Verzögerung, alles läuft butterweich und selbst die berüchtigten Android-Microruckler konnte ich nicht mehr feststellen. Die im ersten Eindruck noch erwähnten Fehler wurden auf den ersten Blick vollständig beseitigt. So ist es vor allem mittlerweile auch möglich, sich in WLAN-Netzwerke einzuloggen, die eine gesonderte Registrierung benötigen – beispielsweise kostenfreie WLAN-Netzwerke an Flughäfen. Zuvor öffnete sich schlicht die Registrierungsseite nicht.

      Hardware

      Auch die Hardware-Performance kann sich sehen lassen. Dank Vulkan-Unterstützung sind auch aufwändige Spiele und Anwendungen kein Problem – oder sollten es zumindest sein. Momentan gibt es allerdings kaum Apps und Spiele, die Vulkan nativ unterstützen. Davon merkt man am Ende aber kaum etwas. Spiele laufen problemlos, ich konnte keinen Titel finden, der das Mate 9 vor echte Probleme gestellt hat. Allerdings liefen nicht alle Vulkan-Titel problemlos. „Vainglory: Vulkan Beta“ wollte in meinem Fall einfach nicht starten und beschwerte sich über eine veraltete Vulkan Version.

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      Leica Dual-Kamera

      Kommen wir zur Kamera, dem Herzstück des Mate 9. Gleich zwei Sensoren gibt es, einer monochrom mit 20 Megapixeln und der zweite mit 12 Megapixeln, dafür in Farbe. Das Besondere ist, dass das Mate 9 die beiden Sensoren parallel nutzt. Die höhere Auflösung des S/W Sensors wird dabei für mehr Details auch bei Farbaufnahmen genutzt. Durch die „Image Fusion“ getaufte Technik lässt sich weiter in die Bilder hinein zoomen, als es ohne den monochromen Zweitsensor möglich wäre.

      Die Ergebnisse können sich in aller Regel auch sehen lassen. Selbst bei schlechtem Licht fängt es noch sehr viele Informationen ein, insbesondere der Monochrom-Sensor macht sich hier bemerkbar. Seine Stärken kann die Kamera allerdings insbesondere bei Gegenlicht ausspielen, während die meisten Kameras besonders damit Probleme haben. Meist saufen bei Gegenlicht Farben und Kontrast ab, der Dynamikumfang nimmt deutlich ab. Das Mate 9 dagegen zeigt genau in dem Punkt die Zusammenarbeit mit Leica, denn gerade die Liebe für Gegenlicht macht eine echte Leica aus.

      Aber egal wie gut die Kamera ist, das Interface muss ebenso passen. Gegenüber dem P9 hat sich nur wenig geändert, was auch gut so ist. Die Kamera App ist aufgeräumt und übersichtlich, alle Optionen sind schnell erreichbar. Besonders schön: Der Pro-Modus, in dem ISO, Verschlusszeit, Belichtungskorrektur, Fokus, Weißabgleich und Messmodus manuell gesteuert werden können ist nur einen Wisch mit dem Daumen entfernt. Da die Einstellungen immer an der gleichen Stelle bleiben und sich nicht komplett mitdrehen, kann man sie auch einfach mit dem Daumen erreichen und einhändig einstellen – egal ob man Rechts- oder Linkshänder ist. Neben dem Pro-Modus lassen sich noch diverse weitere Modi auswählen.

      Zum einen kann der Monochrom-Sensor separat angesteuert werden um Aufnahmen in Schwarz-Weiß zu machen. Darüber hinaus bietet HUAWEI noch einen „Verschönern“ Modus für Portraits und Selfies, einen HDR-Modus, Panorama, Nachtaufnahme, Lichtmalerei, Zeitraffer, Zeitlupe, Dokumente Scannen und Audionotizen an. Die Funktionen sind schnell erklärt:

      • Verschönern: Haut wird weicher gezeichnet und wirkt dadurch glatter und Makellos
      • HDR: High Dynamic Range, mehrere Fotos mit unterschiedlichen Belichtungszeiten werden aufgenommen und übereinandergelegt, um ein „perfekt“ belichtetes Bild zu erzeugen. Besonders bei schwierigem Licht nützlich
      • Panorama: Erklärt sich denke ich von selbst 🙂
      • Nachtaufnahme: Das Foto wird länger belichtet, um mehr Licht einzufangen. Trotz optischem Bildstabilisator sollte das Smartphone dabei am besten auf einer glatten Fläche abgestützt werden, um möglichst wenig zu wackeln.
      • Lichtmalerei: Fotos werden ähnlich wie beim Nachtmodus länger belichtet. Zusätzlich werden aber mehrere Fotos nacheinander aufgenommen, die danach zusammengesetzt werden. Dadurch ergeben sich zum Beispiel bei vorbeifahrenden Autos Lichtspuren durch die Scheinwerfer und/oder Rücklichter
      • Zeitraffer oder Zeitlupe: Fotos werden in schneller oder langsamer Folge aufgenommen und anschließend zu kurzen Videos zusammengesetzt. Beim Zeitraffer wird weniger als ein Bild pro Sekunde aufgenommen, bei der Zeitlupe deutlich mehr Bilder pro Sekunde, die dann langsamer abgespielt werden.
      • Dokumente Scannen: Nun ja. Der Name sagt es ja schon, damit lassen sich Dokumente scannen und digitalisieren.

      Schönes Detail auch in der App: Fotos können sowohl als JPG, als auch als DNG, dem RAW-Format von Adobe, gespeichert werden. Auch erwähnenswert sind die Leica Farbfilter, die sich oben bzw. links mittig befinden. Hier hat man die Wahl zwischen Standard, leuchtende Farben und glatter Farbverlauf. Letzterer empfiehlt sich besonders bei Sonnenauf- oder Untergang, während „leuchtende Farben“ eher für Landschaftsaufnahmen geeignet ist.

      Die meiste Zeit verbringt man in der Regel im normalen Automatik Modus. Dieser funktionierte in meinem Fall reibungslos. Bei gutem Licht ist der Autofokus schnell und sitzt nahezu immer auf Anhieb, bei schlechtem Licht braucht er hier und da ein wenig länger – ein Problem das nahezu alle Smartphone-Kameras eint. Anfangs neigte die Automatik noch zum Überbelichten, seit dem Update auf Version B126 ist das Problem aber behoben. Fotos sagen aber denke ich mehr als Worte. Die Fotos stammen alle original so vom Mate 9 und wurden maximal etwas zurecht geschnitten oder gedreht, aber nicht weiter bearbeitet.

      Eine Sammlung mit noch mehr Fotos vom Mate 9 findet ihr in unserem OneDrive.

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      Da die Kamera im Pro-Modus aber auch DNG-Aufnahmen anfertigt, können die Fotos sehr gut bearbeitet werden, wenn man das denn möchte. Das Mate 9 bringt dafür bereits in der Galerie-App entsprechende Möglichkeiten mit, um einige Aspekte anzupassen. Wer es darüber hinaus bearbeiten möchte, kann auch Tools wie Adobe Lightroom (Mobile), Snapseed oder ähnliches nutzen. Damit lässt sich dann noch deutlich mehr aus den Fotos herausholen. Allerdings zeigen die DNG Aufnahmen auch, wie viel Software-Arbeit in den Fotos steckt. Die Unterschiede sind immens, gerade bei Nachtaufnahmen zeigen die Aufnahmen im Rohformat sehr starkes Rauschen, das im „fertigen“ Bild kaum noch zu sehen ist.

      Die einzelnen Modi leisten auch gute Dienste, wobei ich sie eher weniger nutze. Die meisten Effekte, abgesehen von HDR, Zeitraffer und Zeitlupe bekommt man auch über den manuellen Modus hin. Für Einsteiger sind aber gerade Nachtmodus und Lichtmalerei interessant, um sich zunächst etwas in dem Thema zurecht zu finden. Ohne Stativ oder Möglichkeit das Smartphone bei der Aufnahme aufzustützen sollte man sie allerdings nicht nutzen.

      Interessant ist der Hybrid-Zoom. Nutze ich persönlich selten, funktioniert aber gut. Im Gegensatz zum klassischen digitalen „Zoom“ verliert man weniger Details, zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Optischen Zoom kann es aber nicht ersetzen.

      Videos nimmt das Mate 9 mit bis zu 4k UHD auf, wahlweise kann die Auflösung auch auf 1080p oder 720 herunter geregelt werden – selbst Aufnahmen mit lediglich 176×144 Pixel sind möglich. Warum auch immer man solche Aufnahmen machen wollen würde.

      Die Aufnahmen sind gut, auch der Ton kann überzeugen. Selbst in extrem lauten Umgebungen – extra für euch auf einem Konzert getestet – sind Audioaufnahmen klar und übersteuern nicht. Bass fehlt etwas, aber das lässt sich verschmerzen, da die Aufnahmequalität ansonsten sehr gut ist. Leider gab es vor dem Update noch einen Bug bei Benutzung der Videostabilisierung, sodass das Testvideo zum OIS leider unbrauchbar ist, daher gibt’s nur das graue vorwinterliche Berlin bei normaler Laufgeschwindigkeit.

      Insgesamt bin ich mit der Kamera mehr als zufrieden. Im Automatik-Modus muss sie sich zwar hier und da der Konkurrenz wie dem Galaxy S7 (Edge), dem iPhone 7 (Plus) oder dem Google Pixel (XL) geschlagen geben, doch die Kameraqualität liegt trotzdem auf einem extrem hohen Niveau. Schaltet man in den Schwarz-Weiß Modus sind selbst nachts unglaublich detaillierte Aufnahmen möglich. Aus ca. 15 Metern Entfernung die Inschrift in einem Kirchendach bei schummerigem Licht lesen können? Kein Problem.

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      Kommen wir zum letzten großen Thema: Der Akkulaufzeit. Der Akku misst satte 4000 mAh – das ist ordentlich und sollte auch locker über den Tag reichen, auch bei einem derart großen Display. Im Schnitt kommt das auch hin. Bei einem normalen Arbeitstag, der eine Mischung aus Surfen, Lesen im Feedreader, Messaging, Twitter und mehreren E-Mail-Konten mit aktivem Push-Dienst enthält. Meist komme ich auf etwa drei bis vier Stunden Display-Zeit und habe dann vor dem Anstecken abends noch etwa 30% Restkapazität. Die Laufzeit ist also ordentlich, selbst bei starker Nutzung. Nutzt man es zur Navigation mit maximaler Display-Helligkeit verliert man etwa 30% Akku in anderthalb bis zwei Stunden. Auch das ist ok, gemessen daran wie viel Energie das Display und das GPS-Modul in dieser Zeit benötigen.

      Mit dem beiliegenden SuperCharge Netzteil ist der Akku unglaublich schnell wieder befüllt. In etwas über einer Stunde ist der Akku komplett vollgeladen, schon 20 Minuten reichen aus um auf etwa 60% Ladung zu kommen, danach geht es gemächlicher voran, aber immer noch sehr schnell. Dem Akku soll dies angeblich nicht schaden, ob dem so ist muss aber ein Langzeittest zeigen. Der Akku ist im Übrigen fest verbaut und kann nicht ohne weiteres ausgetauscht werden. Ein weiterer kleiner Nachteil: Neben dem SuperCharge Netzteil braucht man zusätzlich noch ein kompatibles Kabel, das bis zu 5A unterstützt. Zu erkennen sind diese Kabel an der lilafarbenen Markierung.

      Audio

      Fast hätte ich’s vergessen: Audio. Denn natürlich hat das Mate 9 auch Lautsprecher. Meinen ersten Eindruck muss ich an der Stelle korrigieren, denn die Lautsprecher entpuppen sich doch als brauchbare Lösung für zwischendurch. Klar, eine gute Bluetooth-Box oder die heimische Anlage sind deutlich besser, doch hat man beides nicht zur Hand, reicht auch das Mate 9 aus. Der Klang ist klar, lediglich Bass fehlt etwas. Die maximale Lautstärke ist auch ausreichend, um kleine bis mittelgroße Räume problemlos zu beschallen, ohne dass die Lautsprecher ins Übersteuern abdriften.

      Steckt man Kopfhörer an, wird es noch etwas besser. Wo mich das HUAWEI Nova und das P9 ziemlich enttäuscht haben, kann das Mate 9 punkten. Der Klang ist klar bis in die Höhen, auch an Bass mangelt es nicht und man benötigt nicht zwingend einen extra Equalizer o.ä., um den Klang einigermaßen zu retten. Selbst mit den unnachgiebig analytischen Beyerdynamic DT 770 Pro hört man nur wenige Schwächen. So fehlt es ein wenig an Dynamik und das Bühnenbild wirkt recht klein und etwas gedrängt. Außerdem spielt es weit weniger kraftvoll auf, als ein dedizierter Audioplayer, es fehlt einfach etwas an Energie. Bei 32Ohm Kopfhörern ist die maximale Lautstärke ok, bei leisen Aufnahmen kann es aber auch mal zu leise sein. Alles in allem liefert es aber eine gute Vorstellung.

      Fazit

      Das HUAWEI Mate 9 leistet sich im Test kaum Schwächen. Anfängliche Fehler wurden zwischenzeitlich per Software-Update gelöst, sodass nun kaum noch Raum für Kritik ist. Die etwas rutschige Rückseite ist ein Punkt, der allerdings mittels Hülle, Case oder Folie behoben werden kann. Dass der USB-Anschluss lediglich auf USB 2.0 statt 3.0 setzt ist der einzige richtige Kritikpunkt an der Hardwareausstattung. Die Kamera ist großartig und liefert sehr gute Fotos, auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen und der Leica-Einfluss kommt gerade bei Gegenlicht zum Tragen.

      Softwareseitig macht HUAWEI vieles richtig, der Weg weg von massiver Anpassung des Systems hin zu einem mehr Stock Android Gefühl ist aus meiner Sicht auf jeden Fall der Richtige. Schön ist auch, dass die Animationen entschlackt und verkürzt wurden, sodass keine unnötigen Wartezeiten entstehen.

      Empfehlen kann ich das HUAWEI Mate 9 daher jedem, der ein großes Smartphone mit top Hardware sucht und Spaß am Fotografieren und herumprobieren hat. Der Preis ist mit aktuell 699 Euro zwar nicht unbedingt günstig, doch dafür bekommt man auch einiges geboten.

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