Mainboard-Preisklassen: Das sind die Unterschiede bei der Ausstattung

      Mainboard-Preisklassen: Das sind die Unterschiede bei der Ausstattung

      In diesem Guide zeigen wir, welches Mainboard ihr in euer neues Intel- oder AMD-Ryzen-System bauen solltet. Wir gehen auf Chipsätze und Ausstattungsmerkmale ein, auf die Anschlüsse und auch die RGB-Systeme für Gaming-PCs.

      Zuletzt aktualisiert: Dezember 2020

      Glückwunsch, du willst dir deinen PC selber bauen und stehst vor der Frage, welches Mainboard du da reinpackst. In der Kategorie Mainboards gibt es zahlreiche Kandidaten von ASUS, ASROCK, MSI sowie Gigabyte. Wie die meisten widmest du wohl der CPU und der Grafikkarte die meiste Aufmerksamkeit, du solltest das Stiefkind Mainboard aber nicht vergessen! Gerade die Entscheidungen rund um das Gespann Prozessor-Mainboard sind von großer Tragweite.

      So könnt ihr viele Boards für AMD Ryzen mit AM4-Sockel zum Beispiel über mehrere Generationen nutzen. Bei allen Mainboards sind die Spannungswandler wichtig für Overclocking, im Enthusiasten-Segment werden PCIe-Lanes für den Multi-GPU-Betrieb wichtig. All das sind Fragen, die erst auftauchen, wenn ihr euer Board schon eine Weile habt und vielleicht günstig an einen stärkeren Prozessor kommen wollt oder aber eine zweite Grafikkarte dazukauft.

      Nicht verzagen, wir führen euch im Guide durch alle Fragen rund um Mainboards und am Ende wisst ihr genau, was ihr warum kauft.

      Inhaltsverzeichnis

      Intel vs. AMD

      Das Mainboard ist wie schon beschrieben das Stiefkind unter den Komponenten. Erstmal müsst ihr euch für einen Prozessor entscheiden und im Nachgang dann die Preisklasse und damit auch das Feature-Set eurer Hauptplatine bestimmen. Für die CPU gibt es eine uralte Rivalität zwischen dem Platzhirsch Intel und dem Underdog AMD. Noch vor drei bis vier Jahren hätten wir uns diesen Absatz hier sparen können, damals konnte man bedenkenlos auf eine Erwähnung von AMD verzichten. Jetzt ist es fast andersherum, an Ryzen 3000 und Ryzen 5000 führt kaum ein Weg mehr vorbei.

      So zumindest liest sich unsere Liste der beliebtesten Prozessoren:

      • AMD Ryzen 5 3600XT, 6x 3,8 GHz
      • AMD Ryzen 7 3700X, 8x 3,6 GHz
      • Intel Core i9-10850K, 10x 3.60GHz,
      • AMD Ryzen 9 3900X, 12x 3,8 GHz

      Wie ihr seht, wird die Spitze die Prozessor-Charts größtenteils von AMD dominiert. Auf Platz drei folgt immerhin der sehr schnelle Intel Core i9-10850K. Intels derzeitige Core-i-Reihe hat etwas mehr Turbotakt und dadurch auch eine minimal höhere Gaming-Leistung als Ryzen 3000. Dafür basiert sie auf einem fünf Jahre alten Fertigungsprozess und verbraucht deutlich mehr Strom als die Konkurrenz.

      AMD kommt mit den Ryzen-3000-CPUs über die Kernzahl und den Preis. Ein AMD Ryzen 9 3900X bietet zwölf Kerne und ist günstiger als der Intel-10-Kerner i9-10900KF. Mit den Ryzen-5000-Prozessoren wird diese Rechnung allerdings auf den Kopf gestellt. Die neuen AMD-CPUs schlagen Intel nun auch in ihrer Gaming-Performance und sind der zehnten Core-i-Generation in fast allen Belangen überlegen.

      Da die neuen AMD-Prozessoren derzeit aber schwierig zu bekommen sind, habt ihr momentan im Grunde die Wahl zwischen spitzen Gaming-Leistung, die ihr eher bei Intel bekommt und dem nur geringfügig langsameren aber deutlich günstigeren Preis-Leistungs-Sieger Ryzen 3000 von AMD. Beide bieten dann innerhalb ihrer Plattformen noch Abstufungen bei den Sockeln und Chipsätzen.

      AMD Ryzen und AM4

      Chipsätze für AMD AM4 / Ryzen 1, 2, 3 & 5

      AMD nutzt seit mehreren Generationen von Prozessoren den gleichen Sockel: AM4. Dadurch sind die Mainboards und CPUs zumindest physisch miteinander kompatibel. Um die neuesten Ryzen-CPUs auf ältere Boards zu packen, bedarf es aber mitunter eines BIOS-Updates mit dem alten Prozessor. Wer schrittweise upgraden möchte, kann seinem Ryzen 7 1700X auch zuerst ein neues X570-Board gönnen.

      Bei den AM4-Boards gibt es drei Segmente: A für Einsteiger, B für die Mittelklasse und X für High-End. Eine dreistellige Zahl verrät die Zuordnung zur Generation und die Positionierung innerhalb des Segments. „X570“ steht für die höchste Ausbaustufe (X70) der neuesten Generation (5 – Desktop Ryzen 3000/5000), „B350“ beschreibt die Mitte der Mittelklasse der 1. Generation Ryzen-CPUs. Die X- und B-Chipsätze der 400er Serie wurden mit der zweiten Desktop-Ryzen-Generation herausgebracht. Bereits ab den B-Mainboards könnt ihr eure Prozessoren übertakten. Mit dem aktuellen B550-Chipsatz steht AMDs „Mittelklasse“ den X-Modellen aber kaum noch nach und bietet sich meist als Preis-Leistungs-Empfehlung an.

      In unserem Blog-Beitrag X570 vs B550 vs X470 vs B450 gehen wir noch einmal genauer auf die Unterschiede der verschiedenen Motherboards für Ryzen 3000 & Ryzen 5000 ein und liefern euch auch Empfehlungen für die besten Mainboards. Hier ein Auszug:

      „Ein sehr empfehlenswertes Modell – in der Preisklasse bis 200 Euro – ist das Gigabyte B550 AORUS Pro. Dieses kommt selbst mit den sechzehnkernigen Topmodellen locker klar, denn die verbauten VRMs (Spannungswandler) können es auch mit den X570er-Topmodellen aufnehmen. Anschlussseitig gibt es Vollausstattung und durchweg hochwertige Komponenten.“

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      Oberhalb der Mainstream-Klasse gibt es noch den AMD Threadripper mit dem X399-Chipsatz mit Sockel TR4 und TRX40-Chipsätze mit sTRX4-Sockel.

      Chipsätze für Intel Sockel 1200 und 2066

      Auch bei Intel gibt es verschiedene Segmente für Mainstream und Enthusiasten, sowie generationenübergreifende Sockel. Der Sockel LGA 1151 wird beispielsweise seit 2015 genutzt bis hin zu aktuelleren Chipsätzen wie Z370 und Z390 auf Boards für Intel-CPUs. Mit diesem könnt ihr Prozessoren der neunten Core-i-Generation betreiben. Für die aktuelle, zehnte Generation steht allerdings der neue Sockel LGA 1200 an. Dieser sollte dann auch die zukünftigen Rocket-Lake-CPUs noch aufnehmen.

      Leider passen die letzten CPU-Generationen Skylake und Kaby Lake nicht in die Boards für Coffee Lake und andersherum. Für die beiden erstgenannten, deren Modellbezeichung Core i-6xxx und Core i-7xxx lauten, passen Boards der 100er- und 200er Baureihe. Coffee-Lake-Chips, Core i-8xxx und -9xxx, brauchen Boards mit 300er Chipsatz. Für Comet Lake (Core i-10xxx) wird mit LGA 1200 wieder eine neue Plattform mit 400er Chipsatz benötigt.

      Das Enthusiasten-Segment oder auch HEDT (High End Desktop) wird vertreten durch die Chipsätze X99 und X299. Der Sockel 2066 bietet fast doppelt so viele Pins für deutlich stärkere CPUs wie den Zwölfkerner Intel Core i9-7920X oder den Zehnkerner Intel Core i9-10900X. Die X-Serie (für „extreme“) ist nicht nur übertaktbar, sondern bietet mehr Kerne, mehr PCIe-Lanes und Memory-Channels. So können meist bis zu acht Riegel im Quad-Channel betrieben werden und Multi-GPU-Systeme werden in ihrer Bandbreite nicht beschnitten. Auch die Stromversorgung dieser Mainboards fällt für leistungshungrigere CPUs passend aus.

      USB, PCIe, M.2 und RAM-Channel

      In der Regel skaliert die Ausstattung mit dem Preis der Mainboards mit. Intels-Z490-Boards bieten mehr USB-Controller, können zwei Grafikkarten aufnehmen und tragen auch ein paar Übertaktungsfunktionen für Gamer mehr als die Mittelklasse H470, B460 oder Einsteigerboards H410. Mit X299 kommt dann noch Quad-Channel-RAM für rechenintensive Workstation-Anwender hinzu.

      Ähnlich verhält es sich mit den SATA-Controllern und -Ports sowie den verfügbaren M.2-Slots. Teurere Boards der High-End-Klasse bieten hier in der Regel eine höhere Anzahl. Ein WLAN- und Bluetooth-Modul findet man mitunter aber auch schon in günstigeren High-End-Boards wie dem ASUS TUF Z490-PLUS Gaming oder dem MSI Z490M Gaming Edge WIFI.

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      Was die Ausstattung mit SATA- und USB-Ports angeht, liegen Intels Mainboards in der Regel über den älteren AMD-Boards. Mit X570 änderte sich das, allerdings sind die Boards teurer und nur mit aktiver Chipsatz-Kühlung zu bekommen. Mit AMD ist man hier allerdings auch zukunftssicherer, weil bereits schon PCIe 4.0 genutzt wird. Dieser Standard erlaubt euch schnellere PCIe-SSDs und könnte in Zukunft auch für Games relevant werden. Bislang profitieren Grafikkarten aber kaum von der Schnittstelle.

      Habt ihr keine Lust auf eine aktive Chipsatzkühlung, dann seid ihr mit der noch neueren B550-Plattform von AMD besser beraten. Diese ist leistungstechnisch zwar etwas unter den X570-Mainboards angesiedelt, bietet aber nur einen PCIe-4.0-Steckplatz weniger. Somit könnt ihr trotzdem eure Grafikkarte und eine M.2-SSD via des neuen Standards anschließen. Dafür werden meist höhere Arbeitsspeicher-Taktraten unterstützt und ihr habt keinen Mini-Ventilator auf eurem Mainboard.

      ATX, Micro-ATX, Mini-ITX: Die Mainboard-Formfaktoren

      Es gibt natürlich nicht nur Ausstattungsvarianten und Generationen von Mainboards, sondern auch noch Formfaktoren. Verschiedene Gehäusegrößen empfangen verschiedene Größenstandards. Die häufigsten Formfaktoren sind:

      • Mini-ITX (17x17cm)
      • Micro-ATX (24,4×24,4cm)
      • ATX (30,5×24,4cm)
      • E-ATX (30,5x33cm)

      Beim Gehäusekauf legt man sich damit dann auch gleich auf einen Standard fest. Ob kleines und handliches Mini-ITX, riesiges E-ATX oder die goldene Mitte mit ATX: Die Hersteller von Cases nutzen diese Standards und geben immer an, welche Boards passen.

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      Luxus und Looks: RGB-Systeme

      Da moderne PCs für viele Gamer leuchten müssen, verbauen Mainboard-Hersteller mittlerweile steuerbare LEDs auf den Platinen. Die Kühlkörper, PCB-Rückseiten und auf Wunsch auch optionale LED-Streifen, werden von einem Controller mit verschiedenen Lichteffekten angesteuert. ASUS Aura, MSI Mystic Light und Gigabyte RGB Fusion heißen bekannte Systeme der Board-Hersteller, Corsair iCue und Razer Chroma bis hin zu Philips Hue erweitern das Ökosystem.

      Auf vielen Gaming-Boards finden sich RGB-Header. Hier muss man unterscheiden zwischen 4-Pin-Headern, bei denen sich die Kanäle für Rot, Grün und Blau einen Minuspol teilen, 5-Pin-Headern, an die zusätzlich ein weißer Kanal angeschlossen wird und einen 3-Pin-Anschluss, der digital adressierbare RGB-Komponenten versorgt. Teure Boards bieten 4-Pin und Addressable-RGB. Dieser ist auch der mächtigste, denn während bei einem normalen RGB-Header eine komplette Beleuchtungszone wie ein ganzer Streifen angesteuert wird, können digitale RGB-Streifen alle Farben auch nur abschnittsweise einsetzen. So kann das Rot um einen Lüfter herumwandern und von einem zum nächsten springen, während bei normalen RGB-Anschlüssen alles gemeinsam die Farbe wechselt.

      Zusammengefasst

      Beim Mainboard-Kauf solltet ihr euch ruhig ein bisschen Zeit lassen und einlesen. So seid ihr dann auch für die Zukunft besser gerüstet, was eventuelle Upgrades angeht. Falls ihr unsicher seid, welche CPU jetzt auf welches Board passt und wie man beide verhältnismäßig auswählt, könnt ihr auch einfach eines unserer PC-Aufrüstkits nutzen:

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      *Stand: Dezember 2020

      Veröffentlicht von Clemens

      Großer Film- und Serien-Fan, der von Antonioni bis Tarkowski (fast) alles gesehen hat, was Kino und Fernsehen hergeben. Durch Super Nintendo und PS1 fand er Mitte der 90er seine Leidenschaft für PC- und Konsolenspiele. Zockt mittlerweile vornehmlich am selbstgebauten Gaming-PC und gelegentlich auch auf der PlayStation.

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