OPPO Enco Free im Test: TWS mal etwas anders – aber sehr gut

      OPPO Enco Free im Test: TWS mal etwas anders – aber sehr gut

      OPPO ist hierzulande bislang primär durch Smartphones bekannt – wenn überhaupt. Was viele nicht wissen ist, dass OPPO im Bereich Hi-Fi und High-End Audio eine feste Größe ist. Die High-End-Kopfhörer der Marke zählen sogar zu den besten auf dem Markt. Dieses Know-How versucht man nun auch in True Wireless Form zu gießen – mit den OPPO Enco Free. Dafür setzt man auch auf ein etwas ungewohntes Design. Wie gut das in der Praxis klappt, habe ich mir die letzten Wochen angehört.

      Technische Daten OPPO ENCO Free
      Übertragungsart Kabellos via Bluetooth 5.0
      Bauform In-Ear-/Earbuds-Hybrid
      Bauweise Geschlossen, Wasserbeständig nach IPX4
      Reichweite 10m
      Audio-Übertragungsbereich 16 Hz – 20 KHz
      Durchmesser & Art der Audiotreiber 13,4 mm, dynamische Treiber
      Treiber-Empfindlichkeit 120 dB @ 1 Khz @ 1 mW
      Akkulaufzeit 5 Stunden / 25 Stunden (ohne / mit Ladecase)
      Gewicht 48,2 Gramm
      Mikrofon für Telefonate Ja
      Noise-Cancelling Passiv
      Preis 130 Euro*

      Zum Test habe ich die schwarze Version bekommen, alternativ gibt es sie auch noch in Weiss. Was beim Auspacken direkt auffällt, ist das sehr kompakte Transport- und Ladecase. Verglichen mit beispielsweise den Huawei Freebuds 3 ist das Case deutlich kleiner und handlicher – bei längerer Akkulaufzeit. Insgesamt 25h mit Zwischenladung im Case und 5h pro Ladung sollen die OPPO Enco Free durchhalten.

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      Aufbau & Bedienung

      OPPO setzt außerdem auf Bluetooth 5, sodass beide Kopfhörer parallel mit dem Smartphone verbunden sind und es kein Delay durch ein Master/Slave-System gibt. Der technische Aufbau besteht aus einer Vier-Schicht-Stimmenspule, einer mit Magnalium plattierten Membran und einer titanbeschichteten PEN-Level-Membran. Klingt spannend, ich bin allerdings auch zu wenig in der Materie um die genauen Vorteile zu verstehen. 😉

      Der Aufbau ist dann allerdings ziemlich interessant, denn OPPO kombiniert hier In-Ear und Semi-In-Ear. Dafür liegen insgesamt 3 verschiedene Ohrstücke bei. Die kleinsten sorgen für einen Semi-In-Ear Sitz, vergleichbar mit Apples Airpods oder auch den Freebuds 3. Die beiden größeren Aufsätze dichten dann besser ab und sorgen für ein In-Ear Gefühl. In meinem Fall passten die mittleren ziemlich gut und sitzen angenehm im Ohr, auch nach einer Stunde noch. Die Passform ist bei mir generell ein schwieriges Thema, da normale In-Ears bei mir in der Regel sehr schnell unangenehm werden. Die Enco Free sind da eine willkommene Abwechslung. Allerdings geht die für mich gute Passform dann auf Kosten der Abschirmung. Dadurch dringen mehr Geräusche von außen ein und ggf. auch nach draußen. Eine Vollständige Abschirmung habe ich auch mit den größten Aufsätzen nicht erreicht, damit muss man sich also einfach abfinden. Ein echtes Problem ist das nur, wenn man damit an sehr lauten Orten wie im Flugzeug hören will – aber wer fliegt im Moment schon? 😉

      Zur Bedienung hat jeder Ohrhörer einen Touch-Sensor integriert, über den die Lautstärke eingestellt oder Songs gewechselt werden können. Das klappt nach einer Eingewöhnung ziemlich gut, anfangs kam ich allerdings noch sehr oft auf die Lautstärke-Regelung beim Einsetzen und wunderte mich dann über die geringe Lautstärke. Auch passiert es hin und wieder, dass ich versehentlich die Lautstärke oder den Song ändere, wenn ich die Kopfhörer justieren will – beispielsweise nach Auf-/Absetzen des Mund-Nasen-Schutzes.

      OPPO Enco Free Ear Buds

      Das initiale Koppeln ist auch schnell erledigt. Einfach das Case öffnen und sie werden von aktuellen Android-Smartphones automatisch erkannt und bieten eine Koppelung an – ganz ohne NFC. Sollte das nicht klappen oder will man einen Laptop oder einfach weitere Geräte koppeln, hält man einfach den Knopf am rechten Gehäuserand gedrückt. Dann fängt die Status-LED an zu blinken und schon sind sie bereit zu koppeln. Praktisch ist auch die Trageerkennung. Nimmt man einen oder beide Kopfhörer aus dem Ohr, pausiert die Musik. Steckt man sie wieder rein geht es weiter. Bis hierhin gibt’s also nichts wirklich negatives zu berichten.

       Sound

      Kommen wir zum wichtigsten: Dem Klang. Normalerweise, wenn nicht gerade 30 Grad sind, bin ich mit einer Kombination aus einem FiiO M9 High Res Player und Beyerdynamic DT 1770 Pro unterwegs. Die Ansprüche bzw. Gewohnheiten sind also entsprechend hoch. OPPOs Enco Free können mit der Combo natürlich nicht mithalten, liefern von den True Wireless Headphones – die ich bisher testen konnte – aber den besten Klang ab. Und das mit Abstand. Der Sound ist angenehm ausgeglichen und die typische „Badewanne“ ist nicht so stark ausgeprägt wie oft üblich. Das bedeutet, dass die Mitten nicht komplett untergehen zwischen Höhen und Tiefen. Stimmen wirken sehr natürlich, was gerade bei A-Capella-Aufnahmen auffällt. Beispielsweise in Janis Joplins‘ „Mercedes Benz“ wirkt ihre rauhe, kratzige Stimme sehr natürlich und steht der Wiedergabe auf deutlich teureren Kopfhörern kaum nach. In den Höhen fehlt dann aber ein wenig Luft, was dann in MJ’s Thriller auffällt, dem die Cymbals zum Großteil fehlen.

      Hier muss ich aber dazu sagen, dass es meckern auf hohem Niveau ist, denn die meisten Kopfhörer im gleichen Preisbereich – auch größere kabelgebundene Modelle – haben in diesem Bereich so ihre Probleme.

      Was, je nach Musikgeschmack, für den einen oder anderen zu wenig sein könnte ist Bass. Ich mag ihn sehr, da er nicht zu sehr aufträgt, aber trocken und präzise kommt. Bei den wenigen elektronischen Interpreten die ich so höre ist der Bass auch mehr als präsent, aber ich weiß dass Bassheads das meist anders sehen als ich 😉. Revengedays „Neuromods“ drückt auf jeden Fall ganz gut ohne zu übersteuern oder in den Höhen und Mitten zu verlieren.

      Insgesamt also ein sehr angenehmes Klangbild ohne zu viel Betonung in eine bestimmte Richtung. Einzig die tiefen Mitten, also insbesondere die Bassgitarre fehlt ein wenig und wirkt flach, fast schon leblos. Pink Floyds „Another Brick in the Wall Pt. 2“ verliert dadurch viel an Dynamik beim Auftakt. Das übliche Problem bei In-Ears ist aber die Bühne und die kommt auch bei den OPPO Enco Free ein wenig zu kurz. Klar, am Ende reden wir hier von Treibern die kaum einen Zentimeter im Durchmesser messen und die nah am Trommelfell sitzen, viel Raum für Bühnenbildung ist da einfach nicht. OPPO hat es aber zumindest geschafft, dass die Enco Free nicht beengt wirken. Bei Nutzung als semi In-Ears mit den kleinsten Aufsätzen gewinnen sie noch etwas an Bühne und Raum. Instrumente und stimmen sind gut separiert, die Ortung im Raum fehlt durch die kleine Bühne allerdings.

      Aber wie schon erwähnt: Die Negativpunkte sind zu vernachlässigen, weil die OPPO Enco Free einfach so viel richtig machen. Egal ob Rock, Metal, Blues, Jazz, mir haben sie in jedem Genre Spaß gemacht.

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      Akkulaufzeit

      OPPO Enco Free Ladecase geschlossen

      Ein kritischer Punkt ist natürlich die Akkulaufzeit. OPPO wirbt mit bis zu 25 Stunden Gesamtlaufzeit, wenn zwischendurch geladen wird. Bis zu 5 Stunden sollen nonstop drin sein. 5 Stunden durchgängige Nutzung hab ich ehrlich gesagt nicht hinbekommen – aber 2-3 Stunden am Stück waren kein Problem. Nach den 3 Stunden waren die Kopfhörer noch irgendwo zwischen 25 und 50% Kapazität, laut Anzeige auf dem Smartphone. Auch die 25 Stunden Gesamtlaufzeit sind schwer zu bestätigen. Aber sagen wir es mal so: Geladen habe ich sie in den knapp 3 Wochen während meines Tests einmal nach dem Auspacken und einmal kurz zwischendurch, obwohl es nicht nötig war. Laut LED Anzeige des Charging Case ist auch immer noch alles im Grünen Bereich. Gehört habe ich in der Zeit locker 15 bis 20 Stunden über die Enco Free. Ich würde daher mal behaupten: Passt.

      Verbindungsqualität

      Beinahe hätte ich es vergessen. Genutzt habe ich die Enco Free primär mit meinem Huawei P40 Pro oder Pro Plus. Aber auch am PC oder Notebook hatte ich sie gekoppelt und darüber genutzt. Die Verbindung war dabei in der Regel stabil und Aussetzer gab es nur sehr selten. Natürlich ist jeder Aussetzer einer zuviel und gerade unterwegs mit dem Smartphone kamen sie doch hier und da vor. Vor allem, wenn viele andere Bluetooth Nutzer in der Umgebung waren, kam es manchmal zu kurzem stottern. Das können andere TWS In-Ears wie die Huawei FreeBuds dann doch etwas besser. Die Reichweite ist auch geringer als bei der Konkurrenz. Während ich mit den Freebuds 3 einfach vom PC in die rund 6m (und eine Zwischendecke entfernte) Küche gehen kann, ohne die Verbindung zu verlieren, fangen die Enco Free hier schon an vermehrt Aussetzer zu bekommen.

      OPPO Enco Free Ladecase

      Fazit OPPO Enco Free

      Zusammengefasst bleibt mir nicht viel Negatives zu sagen. Ja, es gibt Einschränkungen, wenn man „perfektes“ Audio erwartet. Aber was ist schon perfekt? Klanglich spielen die OPPO Enco Free deutlich neutraler und ausgewogener auf als alle True Wireless Kopfhörer, die ich bisher in die Finger bekommen habe. Die Akkulaufzeit ist mehr als gut genug und sie sitzen, selbst bei mir, ziemlich bequem auch bei längerem Einsatz. Nichts drückt, nichts wackelt, ich habe nicht das Gefühl sie zu verlieren. Das Ladecase ist kompakt und passt locker in die Hosentasche.

      Natürlich würde ich wo möglich meine leistungsfähigere Combo vorziehen, aber – gerade wenn es mobil sein soll – dann sind die Enco Free nun meine erste Wahl. Das einzige was ich mir noch gewünscht hätte, ist Wireless Charging.

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      Stand: August 2020

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