PowerVision S1 & DJI OM 4 im Gimbal-Vergleich: Viele Gemeinsamkeiten, entscheidende Unterschiede

      PowerVision S1 & DJI OM 4 im Gimbal-Vergleich: Viele Gemeinsamkeiten, entscheidende Unterschiede

      Für Smartphone-Vlogger und -Videoproduzenten ist der Osmo Mobile quasi der Goldstandard unter den Gimbals. Mit dem PowerVision S1 wird er jetzt von einem Neuling herausgefordert, der nicht nur mit einer kompakten Bauform punkten will. Ich habe mir beide Gimbals im direkten Vergleich angeschaut und herausgefunden, ob Gimbal- genauso von Dauer wie USB-Standards sind.

      Wer häufiger Videos mit dem Smartphone aufnimmt und vielleicht sogar bei Youtube oder TikTok hochladen möchte, kommt früher oder später nicht um einen Gimbal herum. Mit einem Gimbal hast du dein Smartphone nicht nur sicherer in der Hand, es wird automatisch mit Hilfe von drei Achsen stabilisiert, lässt sich auf Knopfdruck vom Hoch- in den Querformat wechseln oder gleichmäßig drehen und neigen. Gimbals können aber noch mehr. Sie bringen zum Beispiel eine eigene Kamera-App mit, die AI-Tracking von festgelegten Motiven oder auch Gestensteuerung unterstützt.

       

      Klingt komplizierter als es im Alltag tatsächlich ist. Ein Selfie aus der Ferne machen? Das wird mit einem Peace-Zeichen nämlich zum Selbstläufer. Die private Kochshow aufnehmen, ohne den Fokus zu verlieren oder das Smartphone dabei überhaupt anzufassen? Mittels Livetracking ebenfalls kein Problem. Das perfekte Panorama machen? Dank (integriertem) Stativ jederzeit möglich

      DJI hat mit dem Osmo Mobile einen Gimbal im Portfolio, der von Videokünstlern hoch geschätzt wird und mittlerweile in fünfter Generation zu haben ist. Für diesen Vergleich stand mir allerdings nur die vierte Version zur Verfügung. Es gibt aber inzwischen auch andere Gimbals auf dem Markt, die sich auf besondere Einsatzzwecke spezialisiert haben. Einer davon ist der neue PowerVision S1, der trotz ultrakompaktem Format nicht nur mit dem Osmo Mobile mithalten will, sondern mit Wireless Charging und PowerFollow sogar noch mehr Features bietet.

      Technische Daten: PowerVision S1 und DJI OM 4
      Gimbal PowerVision S1 DJI OM 4
      Schwenken 300° 333°
      Neigen 180° 342°
      Rollen 311° 335°
      Max. Geschwindigkeit 120°/s 120°/s
      Kompatible Geräte (Klammer) Breite: 6,7 bis 8,4 cm
      Dicke: 0,7 bis 1,0 cm
      Länge: bis zu 16,4 cm
      Gewicht: 220 +- 60g
      Breite: 6,9 bis 8,4 cm
      Dicke: 0,7 bis 1,0 cm
      Länge: k.A.
      Gewicht: 170 bis 290g
      Kamerahalterung 1/4″-Gewinde 1/4″-Gewinde
      Bluetooth 5.0 LE 5.0 LE
      Anschlüsse USB-C (18W) USB-C
      USB-A
      Ladefunktion (Smartphone) Qi-Charging (10W) USB-A
      Kamera-App ja ja
      Akku 15.86 Wh
      1030 mAh 15.4V
      4120 mAh 3.85V
      17,64 Wh
      2.450 mAh 7.2V
      Akkulaufzeit
      Ladezeit
      bis zu 15h
      2h@18W
      bis zu 15h
      2,5h@10W
      Abmessungen gefaltet: 14,2 x 5,8 x 2,8 cm
      ausgefaltet: 25,9 x 5,8 x 5,9 cm
      gefaltet: 16,3 x 10 x 4,7 cm
      ausgefaltet: 27,6 x 12 x 10,4 cm
      Gewicht 298g 390g
      Preis ab 177 Euro* ab 111 Euro*

      Mehr Lieferumfang beim OM4

      Bevor es um das Eingemachte geht, schauen wir uns noch kurz den Lieferumfang an. Der PowerVision S1 kommt in einer sehr schlanken Verpackung daher, in der sich erfreulicherweise auch nur wenig Kunststoff befindet. Zum normalen Lieferumfang gehören der Gimbal, die magnetische Klammer, ein Riser-Pad für kleine Smartphones, eine Kurzanleitung und ein kurzes USB-Kabel mit 2x Typ-C.

      Ähnlich sieht es auch beim OM4 aus. DJI verzichtet fast komplett auf Plastik, legt aber in die größere Verpackung auch etwas mehr Zubehör. Neben Gimbal, magnetischer Klammer und dem separaten Stativ gibt es noch eine Stofftasche, ein Band, Klebe-Pads, ein Riser-Pad, eine Schablone, ein längeres USB-Kabel mit 1x Typ-A und Typ-C sowie einen Smartphone-Magneten mit Ringstütze und eine ausführliche Bedienungsanleitung.

      Top: In beiden Verpackungen befindet sich ein bebilderter Short-Guide, der den Einstieg erleichtert. Beim S1 fällt dieser sogar noch etwas umfangreicher aus.

      Design und Größe: David gegen Goliath

      Das Design der beiden Gimbals könnte unterschiedlicher nicht sein. Der S1 hat angesichts der handlichen Größe, der hellbraunen Farbe des Metalls, der leicht gummierten Oberfläche mit Lederoptik und dem geriffelten Kunststoff etwas von einer Zigarrenschachtel, wie ich sie in Don Drapers Büro erwarten würde. Damit wirkt der Gimbal ausgefallen im häufig aalglatten Technik-Universum. Der S1 ist allerdings in drei Farben erhältlich. In Grün und Blau wirkt er deutlich jugendlicher, da die Farben auch eine andere Oberflächenstruktur besitzen.

      Leider setzt PowerVision bei den Bedienelementen auf Hochglanzoptik, die bekanntermaßen schnell zerkratzt und Staub magisch anzieht. Faltet man ihn auseinander, kommt der durchdachte Mechanismus zum Vorschein. Ab Werk ist der S1 übrigens mit kleinen Hinweisen beklebt, weil es anfangs etwas ungewöhnlich ist, den Gimbal in vier Schritten auseinanderzufalten. Er besitzt zudem drei kleine Füße, die sich an der Unterseite herausziehen bzw. umklappen lassen.

      Der OM4 ist deutlich biederer und besitzt lediglich zwei unterschiedliche Grautöne. Der komplette Gimbal ist matt und damit unanfällig für die meisten Alltagseinflüsse. Auch hier ist der Griff leicht gummiert, einen integrierten Standfuß gibt es allerdings nicht. Das Stativ lässt sich aber schnell über das Universalgewinde mit 1/4″ an der Unterseite anschrauben, das der S1 ebenfalls besitzt.

      Der OM4 setzt lediglich auf einen Faltmechanismus und ist dementsprechend deutlich größer als der S1 im „Transportmodus“. Im ausgefalteten Zustand ist der Unterschied in der Höhe gar nicht mehr so groß. Viel Raum nimmt zudem das Stativ vom DJI OM4 ein.

      Verarbeitung: Abzüge in der B-Note beim Newcomer

      Bei der Verarbeitung gibt es ebenfalls große Unterschiede – im Detail. Beide Gimbals machen zusammen- und auseinandergefaltet einen stabilen Eindruck. Sieht man genauer hin, wird aber deutlich, dass es sich beim OM um die vierte und beim S1 um die erste Generation handelt. Der OM4 ist einwandfrei verarbeitet – vom massiven Faltmechanismus bis zum 1/4″-Universalgewinde aus Metall und dem Stativ, dem man im Alltag viel zumuten kann.

      Der S1 kann ebenfalls mit einem massiven Faltmechanismus aus Metall aufwarten, es gibt aber ein paar Kleinigkeiten, die verbesserungswürdig sind. So wirken die beiden ausziehbaren Füße sehr fragil und dürften leicht brechen, wenn zu viel Last von oben auf den Gimbal ausgeübt wird. Es ist zudem unverständlich, warum der Gimbal nicht komplett gerade auf dem integrierten Stativ steht und die Gummi-Pads an den Füßchen nach außen zeigen. Das Gewinde auf der Unterseite ist zudem aus Kunststoff und dürfte damit bei häufiger Benutzung im Alltag irgendwann „ausnudeln“. Für meinen Geschmack könnte der magnetische Verschluss für die seitliche Klappe zudem etwas fester zupacken.

      Im Alltag ist mir außerdem aufgefallen, dass die magnetische Klammer nicht immer akkurat auf der Halterung andockt. Oft muss die Klammer noch etwas gedreht werden, bis sie einrastet. Das klappt beim OM4 fast immer von alleine.

      Versteht mich nicht falsch, der S1 macht ansonsten einen sehr guten Eindruck. Die Spaltmaße sind einwandfrei und alles wirkt wie aus einem Guss. Für die nächste Generation würde ich mir aber etwas mehr Sorgfalt bei den Details wünschen, selbst wenn es zu Lasten des Gewichts geht.

      Trade-off beim Handling: Ergonomie vs. Kompaktheit

      Natürlich mussten die Designer*innen und Konstrukteur*innen des PowerVision S1 mit dem kompakten Format und ausgeklügelten Faltmechanismus einige Kompromisse eingehen. Einer davon findet sich bei der Handhabung. Beim S1 ist der Griff auch gleichzeitig das eckige Fach, in dem der 3-Achsen-Mechanismus verstaut wird. Aus diesem Grund liegt der Gimbal nicht ganz so angenehm und auch sicher in der Hand, was vor allem bei längerer Nutzung ins Gewicht fällt.

      Beim OM4 ist der Griff hingegen ergonomisch geformt und nicht so schlank bzw. eckig. Er liegt damit auch auf Dauer besser in der Hand, zudem fühlt sich der Umgang mit dem Gimbal im Alltag etwas sicherer an.

      Fast identische Steuerung

      Bei der Steuerung gehen beide Gimbals einen sehr ähnlichen Weg – mit einem kleinen Unterschied. Beim S1 befinden sich der Joystick sowie zwei Tasten und der Schieberegler für den Zoom auf der Vorderseite. Der Joystick ist zudem auch drückbar. Die Bedienung selbst geht einfach und intuitiv von der Hand. Mit dem Joystick kannst du dein Smartphone schwenken und neigen. Eine zweifacher Druck auf ihn tariert es neu aus. Du kannst mit ihm aber auch den Sperrmodus aktivieren, Active Tracking starten und stoppen, zwischen Front- und Hauptkamera wechseln oder den Sportmodus einschalten.

      Den Power-Button zu drücken zeigt den aktuellen Akkustand mittels vier LEDs an, ein längerer Druck schaltet den Gimbal ein/aus und ein Doppeldruck ändert die Position zwischen horizontal und vertikal. Die zweite Taste dient zum Auslösen von Fotos oder Starten bzw. Beenden von Videoaufnahmen.

      Beim OM4 ist die Bedienung fast identisch, der Joystick hat allerdings keine Tastenfunktion. Aus diesem Grund hat DJI dem OM4 noch eine zusätzliche Taste an der Rückseite spendiert, die genau die Druck-Funktionen des Joysticks vom S1 übernimmt. Sie lässt sich mit dem Zeigefinger einwandfrei bedienen.

      Welche Steuerung man letztendlich bevorzugt, dürfte Geschmackssache sein. Im Alltag haben beide Varianten zumindest bei mir gut und zuverlässig funktioniert.

      Ähnliche Anschlüsse, Lademöglichkeiten und Akkulaufzeit

      Beide Gimbals setzen auf einen USB-C-Anschluss zum Laden. Der PowerVision S1 unterstützt zudem auch Qi-Charging für Smartphones. Wenn du ein kabellos ladbares Smartphone besitzt, kannst du es also einfach auf dem runden Logo platzieren und es wird geladen. Du solltest angesichts der Akkugröße von knapp 16 Wh jedoch keine umfassenden Reserven erwarten, die dich über mehrere Tage bringen. Für ein paar Stunden sollte es aber ausreichen. Mangels passendem Smartphone konnte ich die Funktion jedoch leider nicht testen.

      Der OM4 besitzt zwar keine kabellose Ladefunktion, kann aber via USB-A-Port ebenfalls als kleine Notfall-Powerbank fungieren oder bspw. auch externe Mikrofone per Kabel mit Strom versorgen.

      Die Akkulaufzeit wird bei beiden Gimbals übrigens mit bis zu 15 Stunden angegeben und das kommt auch ungefähr hin. Gefühlt hält der OM4 etwas länger durch, aber der Akku ist mit 17,6 Wh auch minimal größer. Der S1 kann dafür mit maximal 18W statt 10W etwas schneller wieder komplett aufgeladen werden.

      Zwei Kamera-Apps mit vielen Funktionen

      Die 3-Achsen-Mechanik beider Gimbals lässt sich natürlich mit jeder Kamera-App nutzen. Wer allerdings in den Genuss aller Features kommen und die Vorteile der Bedienung nutzen will, benötigt jeweils die dedizierte Kamera-App des Herstellers.

      Für den Powervision S1 gibt es im Google Play und Apple AppStore die Vision+S1 App. Sie bietet dir hervorragende Tutorials – zum einen für die erste Nutzung des Gimbals und zum anderen für die Kamera-Oberfläche selbst. Um in diese zu gelangen, musst du jedoch einen Account mit deiner Telefonnummer anlegen. Natürlich wartet im Anschluss auch ein kleines Firmware-Update für dem Gimbal darauf, installiert zu werden.

      Die App punktet mit einem eigenen Schnittprogramm und einer Vielzahl an kurzen Guides, bspw. zu den Themen „Qi-Laden“, „Zubehör“ oder „Autokalibrierung“. Letzterer wurde bei mir anfangs auch nötig, da mein Smartphone nicht ganz in Waage gehalten wurde. Das lässt sich aber sowohl mit Autokalibrierung als auch mit manueller Feinjustierung schnell lösen. Was gibt es noch? Unter anderem Live/Face-Tracking, diverse Panorama-Modi sowie Zeitlupe und Zeitraffer. Du kannst zudem verschiedene Einstellungen vornehmen: Wie schnell soll gezoomed werden, welchen Follow-Modus willst du nutzen uvm. Die Kamera-App bringt auch einen Pro-Modus mit, in dem du Kamera-Einstellungen wie Iso, Blende und Co. individuell anpassen kannst.

      Mittels Gesten lässt sich dein Smartphone dann „wie mit einer Fernbedienung“ steuern. Du kannst Fotos auslösen, Videos aufnehmen und auch das AI-Tracking mittels Handzeichen aktivieren. Für Vlogger und Youtuber dürfte vor allem die PowerFollow-Funktion sehr nützlich sein, denn sie kombiniert Gesichts-Tracking mit Livestreaming- oder Videoapps von Drittherstellern wie Facebook, Youtube, TikTok und Co. Das Feature lässt sich mit der Selfie- und Hauptkamera gleichmaßen nutzen.

      DJIs Mimo App wartet ebenfalls mit hohem Umfang auf, darunter ein Editor, ein Forum, Beispielvideos von anderen Nutzer*innen oder auch eine Akademie, in der du zu jedem DJI-Gerät von den Grundlagen bis zu Profi-Tipps alles lernen kannst. Du benötigst ebenfalls einen Account, kannst diesen jedoch mit deiner E-Mail-Adresse anlegen.

      Der große Nachteil? Die DJI Mimo App ist aktuell nicht in den App Stores erhältlich. Du musst sie auf der DJI-Seite als APK-Datei herunterladen und so auf deinem Smartphone installieren. Dafür muss dein Smartphone „unbekannten Quellen vertrauen“. Sie funktioniert aber immerhin unter Android 11 und 12, was aktuell nicht für alle Apps von DJI gilt. DJI Go und Go 4 starten unter Android 12 bspw. nicht.*

      Die Kamera-Oberfläche ist ähnlich wie beim S1 gestaltet, allerdings sind die Einstellungen etwas übersichtlicher strukturiert. Neben den Funktionen des S1 bietet der DJI OM4 zusätzlich noch die Features „Dynamic Zoom“ und „Hyperlapse“. Während erstere Funktion so etwas wie einen Dolly-Zoom ermöglicht, handelt es sich bei einer Hyperlapse um einen Zeitraffer, bei dem du die Position der Kamera änderst, indem du bspw. eine Straße entlang läufst. Viele Features werden in der Kamera-App direkt erklärt, außerdem gibt es noch einen Story-Bereich, in dem du dir kreative Ideen holen kannst. Eine Funktion wie PowerFollow, die AI-Tracking mit Drittanbieter-Apps ermöglicht, bietet DJI hingegen nicht.

      Insgesamt punkten beide Gimbals mit umfangreichen und einfach bedienbaren Apps, in denen man sich dank vieler Tipps und guter Tutorials schnell zurechtfindet. Beide Apps bieten trotz vieler Gemeinsamkeiten jedoch auch ein paar unterschiedliche Funktionen.

      Souveräne Alltagsperformance scheitert nicht an großen Brocken

      Ich muss zugeben, dass der Alltagstest für mich nicht ganz ohne Anlaufschwierigkeiten verlief, denn ich hatte auf die Schnelle nur ein Legion Phone Duel (Test) zur Hand. Ein Gaming-Smartphone, das nicht nur groß und schwer ist, sondern bei dem die Selfie-Cam via Pop-Up-Mechanismus mittig an der Seite herausfährt und die Hauptkamera mittig auf der Rückseite angebracht ist. Ich war mir also nicht ganz sicher, ob das zusammen mit dem kleinen S1 überhaupt funktioniert.

      Macht es aber – zumindest ohne Hülle. Mittig montiert ließ es sich mit beiden Gimbals trotz der großen Ausmaße einwandfrei nutzen. Blöd nur, dass beide Kameras bei dem Smartphone so verdeckt werden. Es seitlich versetzt zu montieren, hat allerdings sogar die Stabilisierungsfähigkeit des OM4 überfordert und lastet zudem sehr stark auf dem Akku, da permanent stabilisiert werden muss. Du solltest also immer darauf achten, dass dein Smartphone genau mittig in der Klammer sitzt und möglichst kein Gaming-Smartphone nutzen. Wer sich einen Gimbal kauft, dürfte dieses Problem jedoch nur in den seltensten Fällen haben.

      Eine Alternative musste her und war schnell gefunden: Ein Galaxy S10+, dass sich dem Namen nach auch groß und schwer anhört, jedoch ohne Hülle „nur“ 175g auf die Waage bringt. Das konnte ich sowohl mit dem S1 als auch mit dem OM4 im Alltag einwandfrei für Aufnahmen benutzen, da die Kamera an der Standardposition sitzt. Hier wurde dann auch deutlich, dass sich beide Gimbals hinsichtlich Stabilisierung, Kamera-App und Bedienung sehr gut schlagen. Der 3-Achsen-Mechanismus arbeitet jeweils reibungslos und auch die Bedienung von beiden Gimbals geht leicht von der Hand. Live-Tracking und Gestensteuerung klappten ebenfalls bei beiden Gimbals ohne Probleme.

      Unterschiede wurden wieder nur im Detail sichtbar. So sind der Schwenk- und Rollwinkel beim OM4 zwar eher vernächlässigbar größer, neigen lassen sich Smartphones mit 342° zu 180° jedoch fast doppelt so stark. Bei der maximalen Geschwindigkeit sind beide Gimbals mit 120°/s immerhin gleich aufgestellt.

      Wer also sehr sehr bewegliche Motive mittels Active-Tracking verfolgen möchte, sollte den kleineren Neigungswinkel beim PowerVision S1 im Hinterkopf haben. Der OM4 bringt zudem noch etwas mehr Power und mit „Dynamic Zoom“ und „Hyperlapse“ auch zwei zusätzliche Software-Features mit.

      Fazit: PowerVision S1 vs. DJI OM4

      Insgesamt legt der S1 damit einen sehr guten Start hin. Schickes Design, unschlagbar kleines und leichtes Format, intuitive Bedienung, Qi-Laden für Smartphones, gute Akkulaufzeit und eine überzeugende Performance im Alltag sprechen für den Gimbal aus dem Hause PowerVision. Richtig montiert sind sogar sehr große und schwere Smartphones mit dem Winzling nutzbar. Besonders überzeugt hat mich die vorbildliche App. Sie ist nicht nur gut strukturiert, sondern bietet zusätzlich interessante Infos, einen Editor und praktische Tutorials, dank derer du dich sehr schnell zurechtfinden wirst. Mit PowerFollow lassen sich einige der Funktionen zudem auch mit Drittanbieter-Apps nutzen.

      Es gibt auf den zweiten Blick aber durchaus noch Verbesserungspotential. So ist es zwar vorbildlich, dass in dem kompakten Format ein kleines Stativ untergebracht wurde, es wirkt aber sehr fragil und könnte im hektischen Alltag schnell kaputtgehen. Zwar lassen sich via 1/4″-Mount auch dedizierte Stative nutzen, das Gewinde besteht allerdings aus Kunststoff und dürfte auf Dauer schnell ausleiern. Das kompakte Format bringt zudem kleine Nachteile mit sich. So ist der 3-Achsen-Mechanismus zusammengeklappt im Griff verstaut und dieser dadurch leider nicht so ergonomisch geformt, wie es beim OM4 der Fall ist.

      Insgesamt bleibt der S1 damit eine optimale Wahl, wenn du auf der Suche nach einem sehr kompakten Gimbal bist und dein Smartphone mit diesem im Notfall kabellos laden willst. Mit aktuell 180 Euro* lässt sich Powervision diese Nische aber gut bezahlen.

      Pro

      • sehr kleines und kompaktes Format
      • auffälliges Design
      • gute Verarbeitung
      • intuitive Bedienung
      • große Smartphones kompatibel
      • vorbildliche App
      • Facetracking mit Drittanbieter-Apps nutzbar
      • gute Akkulaufzeit
      • Qi-Laden für Smartphones
      • geringes Gewicht
      • integriertes Stativ

      Contra

      • integriertes Stativ ist nicht sehr stabil
      • 1/4″-Gewinde aus Kunststoff
      • Griff ist nicht ergonomisch geformt
      • relativ teuer

      Der OM4 bleibt für Vielfilmer in meinen Augen die bessere Wahl, da er ein stabiles Stativ sowie ein 1/4″-Gewinde aus Metall mitbringt, der Handgriff ergnonomischer gestaltet ist und er abgesehen von der Größe kaum einen Nachteil im Vergleich zum S1 bietet. Die App enthält zudem noch ein paar mehr kreative Aufnahmemöglichkeiten, Active Track lässt sich aber bspw. nicht mit Drittanbieter-Apps nutzen. Mit aktuell 111 Euro* ist der OM4 jedoch deutlich günstiger. Als OM 4 SE wandert er aktuell sogar für nur knapp 100 Euro* über die Ladentheke, du musst dann jedoch auf den magnetischen Ringhalter im Lieferumfang verzichten.

      Pro

      • schlichtes Design
      • sehr gute Verarbeitung
      • intuitive Bedienung
      • sehr große Smartphones kompatibel
      • Griff ist ergonomisch geformt
      • vorbildliche App mit vielen kreativen Funktionen
      • gute Akkulaufzeit
      • Powerbank für Smartphones
      • sehr viele Aufnahmemöglichkeiten
      • fairer Preis

      Contra

      • kein integriertes Stativ
      • größer und schwerer
      • kein kabelloses Laden
      • App nicht im Play / AppStore verfügbar

      To be fair: Der DJI OM5 ist seit Ende 2021 ebenfalls auf dem Markt und geht mehr in Richtung des S1. Er ist nämlich ca. 25% leichter als der OM4, lässt sich kompakter zusammenklappen und bietet sogar einen integrierten Selfie-Stick. Es ist aber nicht alles besser, denn er wirkt nicht so stabil wie der OM4 und hat einen deutlich kleineren Akku mit lediglich bis zu 6h Laufzeit. Zudem ist er mit aktuell knapp 148 Euro* deutlich teurer als der OM4 (SE), der bei vielen Nutzer*nnen damit noch immer seine Daseinsberechtigung hat.

      *Stand: 02/2022

      Veröffentlicht von Alexander

      Die Leidenschaft fürs Zocken wurde bereits in den frühen 90ern mit Bubble Bobble am Sega Master System II geweckt. Spielt mittlerweile hauptsächlich am PC und hätte gerne viel mehr Zeit, um sich seinem ständig wachsenden Pile of Shame zu widmen.

      Das könnte dich auch interessieren