Streaming Guide: So verbesserst du dein Audio

      Streaming Guide: So verbesserst du dein Audio

      Mit sorgsam ausgewähltem Zubehör kannst du das Audio-Erlebnis deiner Zuschauer*innen während des Streamings deutlich verbessern.

      Deine ersten Live-Streams sind gut über die Bühne gegangen und du hast Spaß an deinem neuen Hobby. So weit so gut. Etwas stimmt aber noch nicht. Irgendwie klingt deine Stimme nicht so, wie du es gerne hättest. Du hast ein leichtes Echo, es fehlt ihr etwas an Volumen und irgendwie treten ständig Störgeräusche während des Streamings auf.

      Willkommen beim Feinschliff. Bisher ging es darum, deine Stimme überhaupt einzufangen und in die Welt zu übertragen. Jetzt geht es darum, deinen Stream so klingen zu lassen, wie du dir das in deinem Kopf vorstellst. Dafür gibt es viele kleine Hilfsmittel. Du wirst nicht alle davon brauchen, aber einige davon sind sehr nützlich.

      Wie schon bei den vorherigen Teilen des Streaming Guides werde ich dir auch hier einige passende Lösungen von Elgato direkt verlinken – es gibt aber für alles auch Alternativen von anderen Herstellern.

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      Shock Mount

      Wenn du während deines Streams an einem Tisch sitzt, verspreche ich dir, dass du auch gegen diesen Tisch stößt. Immer, wenn du das tust, fängt dein Mikrofon es ein. Das ist umso stärker der Fall, wenn dein Mikrofon auf einem kleinen Ständer vor dir auf dem Tisch steht. Studio-Mikrofone sind sehr empfindlich gegenüber Vibrationen.

      Sehr wahrscheinlich kommen die Störgeräusche während deines Streams von kleinen Erschütterungen, die dein Mikrofon eingefangen hat. Ein Shock Mount fängt diese Vibrationen ganz oder zumindest teilweise auf. Für das bestmögliche Ergebnis muss das Shock Mount aber auch zum Mikrofon (und dessen Gewicht) passen.

      Hersteller von Qualitäts-Audio-Equipment bieten daher oft passende Shock Mounts für ihre Mikrofone an. So hat Elgato für ihre Wave-Serie ein passendes Shock Mount im Sortiment. Das passt perfekt und federt Schwingungen sauber ab. Universelle Lösungen sind häufig sogenannte Mikrofon-Spinnen. Besonders teure Mikrofone haben stattdessen teilweise integrierte Shock Mounts. Externe Shock Mounts bieten dir aber den Vorteil, dass du sie auch dazu verwenden kannst, dein Mikrofon mit einem Mikrofonarm zu verbinden.

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      Mikrofonarm

      Womit wir auch gleich beim nächsten Zubehör sind. Mikrofonarme sind dafür gedacht, dass dein Mic nicht auf dem Tisch steht, aber immer schnell zur Hand ist. Mit einem Arm ist dein Mikrofon weniger den Schwingungen am Tisch ausgesetzt – solange der Arm aber am Tisch befestigt ist, wird es nie ganz frei davon sein.

      Bei der Art des Arms hast du eine große Auswahl. Viele Mikrofonarme werden am Tisch installiert. Danach geht der Arm nach oben und reicht dir das Mikrofon herunter. Elgato bietet beispielsweise auch noch eine „Low-Profile“-Version an, bei der das Mic dann seitlich geführt wird und von unten kommt. Das ist praktisch, wenn du links und rechts Platz hast und keinen Arm im Bild haben willst.

      Das beste Sound-Ergebnis erzielst du aber, wenn dein Mikrofonarm gar nicht erst mit dem Tisch verbunden ist. Dafür kannst du entweder ein Stangensystem nehmen (bspw. Elgato Multi-Mount) und es mit einem schweren Standfuß neben deinen Tisch stellen oder deinen Arm gleich direkt an der Wand anbringen. Letzteres solltest du aber erst tun, wenn du dir sicher bist, dass dein Setup vollständig ist und sich an der richtigen Stelle befindet.

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      Pop-Filter

      Sogenannte Knall- und Zischgeräusche sind besonders für Zuschauer*innen mit Kopfhörern und günstigen Lautsprechern störend. Sie schmerzen im Ohr und sollten unter allen Umständen vermieden werden. Besonders bei Worten, die mit „K“ oder „P“ beginnen sowie auf „S“ oder „Z“ enden, tritt dieses Phänomen häufig auf.

      Ein Pop-Filter besteht für gewöhnlich aus einem Stahlgeflecht, das den Luftstrom von deinem Mund zum Mikrofon bricht und so die harten Buchstaben abschwächt. Nur für wenige Mics gibt es individuelle Pop-Filter. Meistens kommen universelle Pop-Filter zum Einsatz. Die werden dann mit einer Klemme oder einer Schraube am Mikrofonarm befestigt. Nicht sexy, aber funktional.

      Du brauchst nur einen Pop-Filter, wenn du direkt in dein Mikrofon sprichst – also wirklich nur, wenn es direkt unter deinem Kinn sitzt. Sobald zwischen dir und deinem Mic mehr als 20cm Abstand herrschen, brauchst du keinen Pop-Filter. Bei einem solchen Abstand bietet der keinen Mehrwert mehr.

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      XLR Mikrofon (Interface)

      Grundlegend gibt es zwei Möglichkeiten, wie du das Audio-Signal von deinem Mikrofon abgreifen kannst – via USB oder via XLR. Bei drahtlosen Mikrofonen wie dem Sennheiser XSW-D Portable Lavalier Set (Test) gibt es auch noch die Option via Funk/3,5mm Klinke, aber für dein heimisches Setup wirst du wahrscheinlich entweder ein USB-Mikrofon haben oder in ein XLR-Mic investieren.

      Die meisten „günstigen“ Mikrofone setzen auf einen USB-Anschluss. Das macht es einfacher, sie direkt mit deinem Computer zu verbinden. Im Pro-Audio-Segment ist allerdings der XLR-Anschluss der Standard. Dieser hat im Gegensatz zu USB keine Beschränkung bei der Kabellänge.

      Was ist XLR?

      Innerhalb eines Kabels können manchmal Störungen entstehen. Um diese zu verhindern, wurde der XLR-Standard entwickelt. Hierbei werden neben dem eigentlichen Signal („hot“) auch die Masse und ein zusätzliches (Musik)-Signal „cold“ über drei Stecker in einem Kabel übertragen. Der Vorteil dabei ist, dass der Empfänger „hot“ und „cold“ zu einem Signal zusammenfasst und lediglich die Spannungsdifferenz auswertet.

      Per Definition bekommst du mit einem XLR-Mikrofon eine bessere Audio-Qualität als mit USB. Allerdings kannst du dein XLR-Mic nicht direkt an deinen PC anschließen. Dafür braucht es ein XLR-Interface. Elgato bietet dafür beispielsweise das Wave XLR Mikrofon-Interface an. Alternativ kannst du auch ein Focusrite Scarlett oder ein Razer Audio Mixer verwenden, wobei die deutlich komplizierter sind.

      Der Sprung von USB zu XLR ist groß und verlangt neben einem teureren Mikrofon auch noch weitere Hardware wie das XLR-Interface und diverse Kabel. Du solltest diesen Schritt also nur gehen, wenn du weißt, dass Streaming mehr als ein Hobby für ein paar Monate für dich sein wird.

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      Akustik-Schaum

      Akustik-Schaum kann dir helfen, wenn dein Stream unter Hall leidet. Dieses Phänomen ist besonders dann präsent, wenn dein Schreibtisch an einer Wand steht und deine Stimme nach 80cm von einer Wand reflektiert wird. Generell sind Umgebungen ohne Hall-absorbierende Textilien wie Teppiche, Vorhänge und Co. besonders anfällig für Hall.

      Um Hall zu minimieren, solltest du die blanken Wände in deiner Aufnahmeumgebung bedecken. Im professionellen Umfeld kommen dafür Akustikschaum-Paneele zum Einsatz. Je fester und je mehr Poren und Formen der Schaum hat, umso mehr Schall kann er aufnehmen.

      Sollte dein Tisch an der Wand stehen, ist dein erstes Ziel also, die Wand hinter deinem Monitor mit ein paar Paneelen zu bestücken. Als Faustregel gilt: Versuche mindestens 5-10% der nackten Fläche zu bedecken. Bei einer drei Meter breiten Wand und 2,5 Meter Deckenhöhe solltest du also 0,75 Quadratmeter der Wand bedecken.

      Solche Angaben können manchmal etwas schwer visualisierbar sein. Kaufst du ein Elgato Wave Panels-Starter-Set, bekommst du beispielsweise knapp einen Quadratmeter sehr guten Akustik-Schaum. Das reicht also für die Wand des hypothetischen Raums. Alle Wände des Raums mit jeweils 10% abzudecken, kann aber schnell sehr teuer werden. Immerhin ist das gesamte Befestigungs-Material im Lieferumfang enthalten. Da kommen also keine weiteren Kosten auf dich zu.

      Stellst du hingegen ein großes (Holz)-Regal an die Wand, bricht auch das den Schall – allerdings etwas schlechter. Das sieht dann zwar nicht so hübsch aus wie die Akustik-Paneele, aber es ist wahrscheinlich günstiger und schafft dazu noch Stauraum. Das kannst du also für die Wände nutzen, die nicht im Video zu sehen sind. Solltest du Fenster im Raum haben, kannst du dort schwere Vorhänge anbringen. Wenn noch Sonnenlicht durch die Vorhänge kommt, sind die Vorhänge nicht dick genug.

      Solltest du jetzt überlegen, in den kommenden Wochen Eier-Kartons zu sammeln – nein. Das ist eine Brandgefahr und daher absolut ungeeignet. Noch dazu sind die selten sauber und schwer zu reinigen. Es gibt Akustik-Schaum von vielen Herstellern, aber qualitativ hochwertige Paneele kosten Geld. Sei also lieber effizient mit der Platzierung statt geizig.

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      Schlussgedanken

      Audio ist so viel wichtiger als es vielen Streamer*innen überhaupt bewusst ist. Ein ansprechendes Video mag Leute erstmal auf deinen Kanal bringen, aber schlechtes Audio vergrault sie ebenso schnell. Echo, Knackgeräusche, Übersteuern und fehlendes Volumen in der Stimme sind alles Dinge, die sich mit kleinen Tricks und verhältnismäßig wenig Geld optimieren lassen.

      Shock Mount und Mikrofonarm halte ich in jedem Fall für eine gute Investition. Neben der besseren Audio-Qualität nimmt es diesen Gedanken aus deinem Kopf, dass du auf gar keinen Fall an den Tisch stoßen darfst. Dazu schafft es etwas mehr Platz auf deinem Schreibtisch.

      Beim Mikrofon selbst rate ich dir, mit einem gutem USB-Mic anzufangen und sehr lange dabei zu bleiben. Etwas in der Größenordnung eines Blue Yeti (Test) oder Elgato Wave 3. Der Sprung zu XLR hat ansonsten einen sehr langen Rattenschwanz an weiterem Equipment zur Folge.

      Pop-Filter und Akustik-Schaum sind Dinge, die du dir wirklich nur bei Bedarf anschaffen solltest. Wenn es dich und deine Zuschauer*innen/Zuhörer*innen bisher nicht gestört hat, gibt es keinen Grund, 500€ in Akustik-Paneele zu investieren. Das Geld hilft vermutlich mehr bei anderem Equipment für deinen Stream. Wenn du noch mehr zum Thema Streaming wissen willst, solltest du dir die anderen Teile meines Guides ansehen.

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      Veröffentlicht von Sascha

      Gamer, Filmliebhaber & Hobby-Fotograf – also alles was eine gute Geschichte erzählt. Großer Fan von durchdachten Produkten und Privatsphäre. Nach zehn Jahren im Google-System derzeit im Apple-Kosmos unterwegs und soweit zufrieden.

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