Test Huawei Honor 8: Viel High-End für wenig Geld

      Test Huawei Honor 8: Viel High-End für wenig Geld

      Huawei bietet mit der Honor-Reihe sehr gut ausgestattete Smartphones zu günstigen Preisen an. Das Android-Smartphone Honor 8 gehört dazu und konkurriert mit Huaweis derzeitigem Spitzenmodell P9. Wir haben das Honor 8 mit seiner Dual-Kamera auf der Rückseite ausführlich getestet und verraten, ob und in welchen Bereichen es dem P9 Paroli bieten kann.

      Unterschied zwischen Huawei und Honor

      Honor ist eine Untermarke von Huawei, die junge preisbewusste Anwender ansprechen soll. Die Smartphones der Honor-Reihe sind im Vergleich zu Konkurrenz-Modellen der gleichen Preisklasse überdurchschnittlich gut ausgestattet und bieten mindestens ein Feature, das diese Smartphones nicht bieten. Abstriche muss man aber bei den verwendeten Materialien machen: In der Regel gibt es dann kein Metallgehäuse, die Verarbeitung befindet sich aber auf dem gleichen hohen Niveau wie die Premium-Smartphones, die direkt unter dem Label Huawei verkauft werden.

      Materialmix

      Das gilt auch für das Honor 8. Man kann es getrost den High-End-Androiden zuordnen. Das fängt bereits bei der Verarbeitung an, die durchgängig sehr gut ist. Der Rahmen besteht aus stabilem Aluminium, die zu den Seiten hin abgerundete Rückseite aus Kunststoff. Sie ist mit kratzfestem Gorilla Glas 4 überzogen. Das wirkt nicht so hochwertig, wie ein Uni-Body-Metallgehäuse oder reine Glasrückseiten, aber das ist einer der wenigen Abstriche, die man bei dem Honor-Modell machen muss. An Farbvarianten stehen Schwarz, Weiß, Blau und Gold zur Verfügung. Wir haben das weiße Honor 8 getestet, das mit kompakten Abmessungen von 145,5 x 71 x 7,5 mm und einem Gewicht von 153 g selbst in kleinen Händen gut liegt. Eine Einhandbedienung des verbauten 5,2 Zoll großen Bildschirms ist aber nicht möglich.

      Die Bedienelemente beschränken sich auf eine Tastenwippe für die Lautstärke, einen Power-Button und einen Smart-Key mit integriertem Fingerabdruck-Scanner, der sich auf der Rückseite befindet. Die Tasten verfügen über einen spürbaren Druckpunkt und sprechen durchgängig gut an. Bei unserem Testmodell wackelten die Tasten allerdings etwas, was ein schwammiges Bedienungsgefühl vermittelt.

      Huawei Honor 8 Rueckseite

      Der Smart-Key auf der Rückseite ist dagegen knackiger ausgelegt, was von einem recht lauten Geräusch bei der Bedienung untermalt wird. Die Taste lässt sich mit Funktionen oder den Start von Apps belegen. Unterstützt werden einfacher und doppelter Tastendruck sowie das Halten der Taste. Die möglichen Funktionsbelegungen sind vorgeben und beschränken sich auf Sprachaufnahme, Taschenlampe und Screenshot – oder funktionslos. Ansonsten können beliebige installierte Apps mit dem Smart Key aufgerufen werden. Der integrierte Fingerabdruck-Scanner steht den Sensoren in anderen High-End-Smartphones in nichts nach. Im Test reagierte er nach einer kurzen Anlernphase extrem schnell und durchgängig zuverlässig. Die Positionierung der Taste auf der Rückseite ist gut, wenn man das Smartphone zur Bedienung in die Hand nimmt, der Finger zum Entsperren findet sie problemlos. Möchte man das Telefon dagegen auf die Schnelle entsperren, wenn es auf dem Tisch liegt oder in einer Halterung im Auto geklemmt ist, dann kommt man nicht an die Taste heran. Dann hilft nur, das Smartphone umständlich in die Hand zu nehmen oder per Code zu entsperren.

      Huawei Honor 8 Fingerabdruckscanner

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      Helles Display

      Im Honor 8 setzt Huawei auf ein 5,2 Zoll großes IPS-Display mit einer Full-HD-Auflösung von 1920 x 1080 Bildpunkten. Im Vergleich zu anderen High-End-Androiden, die mit QHD-Auflösung von 2560 x 1440 Pixel daher kommen, ist das nicht viel. Damit ist aber sichergestellt, dass die Grafik genügend Power hat, sich der Stromverbrauch in Grenzen hält und die Akkulaufzeit nicht ungünstig beeinträchtigt ist. Der Unterschied zwischen einem Full-HD- und QHD-Display fällt ohnehin nur im direkten Vergleich auf. In der Praxis kommt man mit einer Pixeldichte von 426 ppi beim Honor 8 gut aus, sofern man keine VR-Anwendung plant. Einzelne Bildpunkte sind bei einem durchschnittlichen Betrachtungsabstand von 40 cm nicht mehr sichtbar, Schrift beispielsweise wird sehr scharf abgebildet. Die Farbdarstellung ist kräftig, wirkt aber natürlich. Das Display deckt in etwa den sRGB-Farbraum ab. Die maximale Helligkeit beträgt sehr hohe 502 cd/m2. Sie wird aber lediglich im Automatikmodus bei sehr starkem Lichteinfall erreicht. Das Display lässt sich bei spotartigem Lichteinfall oder bei Sonne also noch gut ablesen. Die Helligkeit ist beim Bildschirm unseres Testgerätes sehr gleichmäßig verteilt. Es treten lediglich Abweichungen von maximal 11 cd/m2 auf. Ein so konstant über die Fläche leuchtendes IPS-Display hatten wir in noch keinem anderen Smartphone gesehen. Der Schwarzwert überzeugt mit 0,38 cd/m2 dagegen nicht, sodass das Kontrastverhältnis mit 1321:1 eher Mittelklasseniveau erreicht. Die Blickwinkel sind sehr hoch, aus spitzen Winkeln nimmt lediglich der Helligkeitseindruck ab, Farbveränderungen treten nicht auf. In der Standardeinstellung fällt die Farbwiedergabe etwas kühl aus, was sich aber über die Displayeinstellungen manuell anpassen lässt. Das Display des Honor 8 gleicht in etwa dem des Huawei P9, ist aber gleichmäßiger ausgeleuchtet.

      Huawei Honor 8 Android

      Flotter 8-Kerner

      Im Huawei Honor 8 kommt der hauseigene SoC HiSilicon Kirin 950 zum Einsatz. Der Octa-Core-Prozessor taktet mit maximal 4 x 2,3 GHz (Cortex-A72) und 4 x 1,8 GHz (Cortex-A53). Im SoC steckt eine Mali-T880 MP4 Grafik mit vier Shadern. Im Gegensatz zum Huawei P9, das mit dem Nachfolge-SoC Kirin 955 ausgestattet ist und dessen schnellere Kerne mit 2,5 GHz etwas höher takten, fällt der Geschwindigkeitsunterschied in den synthetischen Benchmarks nur gering aus. Als Flaschenhals hatte sich beim P9 die Mali-T880 MP4 Grafik herausgestellt. Das ist beim Honor 8 genauso. Die maximale Gesamtperformance wird dadurch etwas ausgebremst. Mit den Top-Androiden wie dem Samsung Galaxy S7 kann das Honor 8 deshalb nicht mithalten. Im Alltag bemerkt man das aber nicht, denn in der Praxis bewältigt das Honor 8 alle Anwendungen inklusive grafiklastiger 3D-Games spielend. Apps starten darüber hinaus schnell und das Android 6.0 Marshmallow Betriebssystem mit EMUI-4.1-Oberfläche lässt sich flüssig bedienen. Dabei spielt auch eine Rolle, dass im Honor 8 insgesamt 4 GB Arbeitsspeicher verbaut sind. Das macht sich bei speicherintensiven Anwendungen wie beispielsweise Webbrowsen bemerkbar, denn bei Tab-Wechsels müssen Webseiten nicht zwingend neu geladen werden.

      Besonders erfreulich ist die geringe Wärmeentwicklung bei hohem Leistungsabruf: Es treten Hotspots mit maximal 53,4 °C, ansonsten erwärmt sich die Rückseite auf 48,6 °C. Bei Standard-Anwendungen wird das Smartphone nur etwas mehr als handwarm.

      Marshmallow

      Die schlichte Emotion UI 4.1 erlaubt eine optische Anpassung des verwendeten Android 6.0 Marshmallow Betriebssystems. Noch offen ist, ob und wann Nougat auf das Honor 8 kommt. Die EMUI-Oberfläche bringt ein paar nützliche Zusatzfeatures mit. Insgesamt erinnert sie mit ihrer Bedienung durch den fehlenden App Drawer mehr an iOS als an ein Stock Android. Wie schon beim Huawei P9 sind die üblichen Google Applikationen, einige Top-Apps wie Facebook und Twitter sowie nützliche Werkzeuge wie beispielsweise ein Datei-Explorer, ein Backup-Programm und ein Voice Recorder vorinstalliert. Die mitgelieferten Spiele sind zum Teil Demo-Versionen und lassen sich ohne Root nicht komplett deinstallieren, sodass der Speicherplatz weiterhin belegt bleibt. Mit 32 GB ist der Flash-Speicher des Honor 8 aber recht ordentlich dimensioniert. Etwas mehr als 24 GB stehen dem Anwender vom Start weg zur Verfügung. Wer mehr benötigt, rüstet den Speicher über eine microSDHC-Karte um bis zu 256 GB auf. Da es sich um einen Kombi-Slot von Speicher- und Nano-SIM-Karte handelt, muss man sich zwischen Speichererweiterung oder zweite SIM-Karte entscheiden.

      Huawei Honor 8 Bedienung

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      Dual-Kamera

      Wie beim Huawei P9 setzt man auch beim Honor 8 auf die Kraft von zwei Kameras auf der Rückseite. Beide 12-Megapixel-Kameras mit einer Blende von f/2,2 stammen von Sony und tragen die Bezeichnung IMX286. Die Kameras schießen Fotos mit maximal 3968 x 2976 Bildpunkten. Die eine Kamera nimmt wie herkömmlich ein RGB-Bild auf, die andere ein Schwarz-Weiß-Bild. Im P9 war es möglich, das Farb- und Schwarz-Weiß-Bild separat abzuspeichern und anzusehen. Das ist beim Honor 8 nicht so. Hier kombiniert die Kamera-Software das RGB-Bild mit Informationen zu Kontrast und Objektlage aus dem Schwarz-Weiß-Bild. Letzteres ermöglicht eine nachträgliche Fokusänderung per Fingerwisch auf einzelne Bildteile, was bei eindeutiger Objektlage ordentlich funktioniert.

      Huawei Honor 8 Dual-Kamera

      Die Fotos weisen eine gute Bildschärfe auf, sofern die Lichtverhältnisse bei der Aufnahme gut waren. Farben wirken natürlich und werden der Lichtsituation entsprechend abgebildet. In dunklen und hellen Flächen erfolgt eine ordentliche Differenzierung. Bei weniger Licht setzt Bildrauschen ein, das aber nicht so stark ausgeprägt ist wie bei vielen anderen Smartphone-Kameras. Nachtaufnahmen gelingen deshalb ansehnlich.

      Im professionellen Modus lassen sich unter anderem ISO, Belichtungszeit und Lichtwert (Exposure Value) manuell einstellen. Zusammen mit dem sehr schnell reagierenden Autofokus macht das Fotografieren nicht nur im Automatikmodus Spaß. Aus dem Standby ist mit Druck auf die Leiser-Taste als Auslöser ein Foto in weniger als einer Sekunde im Kasten.

      Die gute Kameraleistung setzt sich auch bei der Videoaufnahme fort. Allerdings ist die Auflösung auf Full HD 1920 x 1080 Bildpunkten bei 60 Bildern pro Sekunde beschränkt. 4K wird nicht unterstützt. Diese höhere Videoauflösung bleibt den Premium-Modellen von Huawei vorbehalten. Videoaufnahmen gelingen auch bei weniger guten Lichtverhältnissen noch in einer prima Qualität. Farben werden naturgetreu aufgezeichnet, der Autofokus arbeitet schnell und sorgt auch bei Schwenks für eine gute Bildschärfe. Ein zuschaltbarer digitaler Bildstabilisator gleicht kleine Verwacklungen aus.

      Huawei Honor 8 Frontkamera

      Die Selfie-Kamera auf der Vorderseite löst mit 8 Megapixeln auf. Fotos gelingen auch bei dunklen Lichtverhältnissen mit ausreichend Details. Helle Flächen werden schon bei normaler Helligkeit überstrahlt. Die Fotos weisen einen leichten Grünstich auf. Die Kamerasoftware bietet einige Verschönerungsoptionen an, die bei Selbstporträts Hautunreinheiten und Falten entfernen sowie das Bild weichzeichnen. Wer sich auf die „Perfekte-Selfie“-Funktion einlässt, muss mit unnatürlichen wirkenden Fotos rechnen.

      Oberklasse-Klang

      Nur wenige Smartphones liefern einen ordentlichen Sound aus dem internen Lautsprecher. Das ist beim Honor 8 anders. Der Mono-Lautsprecher an der Unterkante ist zwar kein Sound-Wunder, gibt aber keinen quäkigen Klang wie Lautsprecher in anderen Smartphones ab. Höhen und Mitten sind ordentlich hörbar, Bässe fehlen. Die Lautstärke ist zwar gering, morgens zum Beschallen eines kleinen Badezimmers beispielsweise reicht sie aber aus.

      Huawei Honor 8 in Hand

      Über das beiliegende Headset ergibt sich ein guter Klang. Es fehlt an Bässen, Mitten sind vorhanden, die Höhen sind etwas ausgeprägter, was bei manchen Musikstücken etwas störend ist. Trotzdem ist der Klang insgesamt besser als beim P9 und einem Oberklasse-Modell würdig.

      Weitere Ausstattung

      Die Ausstattung des Honor 8 ist identisch mit der vieler High-End-Smartphones mit Android Betriebssystem: Das Honor unterstützt LTE-Datenfunk mit maximal 300 Mbit/s Down und 50 Mbit/s Up. Im Gegensatz zum P9 besitzt das Honor 8 eine Dual-SIM-Funktion, sodass man eine zweite SIM mit attraktiverem Datentarif oder bei einem Auslandsaufenthalt eine SIM-Karte eines lokalen Providers einsetzen kann. Im WLAN ist man mit den Standards 802.11 a/ac/b/g/n flott im Internet unterwegs, sowohl im 2,4- als auch 5-GHz-Band. Als Nahbereichsfunk unterstützt das Honor 8 Bluetooth 4.2 und NFC.

      Huawei Honor 8 SIM-Einschub

      Akkulaufzeit und Ladezeit

      Bei der Akkulaufzeit konnte das Huawei P9 nicht begeistern, das Honor 8 dagegen schon. Der 3000 mAh starke Akku hält das Smartphone bei einer Nutzung von Surfen, Mailen, Chatten, Musikhören, Videos anschauen und Telefonieren etwa zwei Tage am Leben. Unseren Videotest absolvierte es deshalb auch mit 12:38 Stunden sehr gut. Mit diesem Ergebnis gehört das Honor 8 zu den Langläufern unter den Android-Smartphones mit 5,2-Zoll-Display. Damit positioniert es sich deutlich vor dem P9, das nur eine mäßige Akkulaufzeit bietet.

      Huawei Honor 8 seitlich mit Hand

      Aufgeladen wird über das mitgelieferte Schnellladegerät über eine USB-C-Schnittstelle. Nach 45 Minuten war der Akku bereits zu 50 Prozent aufgeladen, vollgeladen nach 1:43 Stunden.

      Fazit

      Selten fiel nach einem Test die Bewertung so eindeutig aus: Das Honor 8 leistet sich keine echten Schwächen, sondern präsentiert sich in allen Bereichen mit guten oder sehr guten Leistungen. Wenn man überhaupt Schwächen ausmachen will, dann betrifft es die wackelnden Tasten und das Display. Das ist zwar leuchtstark, der Kontrast könnte aber besser sein. Bei der Prozessor- und Grafikleistung kann es dem teureren Huawei P9 problemlos das Wasser reichen. Die Arbeitsspeicherausstattung ist mit 4 GB sogar besser. Selbst die Dual-Kamera des Honor 8 ist kaum schlechter als das Leica-Pendant im Huawei P9. Beim Sound und bei der Akkulaufzeit hat das Honor 8 wieder deutlich die Nase vorn. Die übrige Ausstattung liegt ohnehin in etwa auf dem gleichen Niveau wie bei Huaweis Spitzenmodell. Damit ist das weniger als 400 Euro kostende 32 GB Honor 8 eine klare Kaufempfehlung für alle Anwender, denen ein Mittelklasse-Smartphone zu popelig ist und die lieber einen High-End-Androiden für wenig Geld haben wollen.

      Huawei Honor 8 seitlich liegend

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